Hamburg. Am Sonnabend bekommt der Kreuzfahrtriese “MSC Grandiosa“ seinen Namen. Geschäftsführer hofft auf reges Interesse.

Am Sonnabend steigt im Hamburger Hafen die Taufe der „MSC Grandiosa“. Taufpatin des riesigen Kreuzfahrtschiffs ist Filmlegende Sophia Loren. Im Abendblatt- Podcast „Seetag" spricht Christian Hein, Geschäftsführer von MSC Kreuzfahrten, über den „Heimathafen“ Hamburg, neue Routen und umweltfreundliche Antriebsenergien.

Hamburger Abendblatt: Am 9. November feiern Sie die Taufe Ihres neuen MSC-Kreuzfahrtschiffes. Warum ausgerechnet im November und dann noch in Hamburg?
Christian Hein: Man kann sich bei langen Produktionszeiten nicht immer aussuchen, wann man ein Schiff zur Welt bringt. Hamburgern ist das Schietwetter relativ egal, deswegen glauben und hoffen wir, dass viele mit uns die Taufe feiern. MSC ist seit 2007 Dauergast in Hamburg, und wir teilen mit den Hamburgern die große Liebe zur See und zur Schifffahrt. Ich kenne keine Stadt, die so eine Liebe zu ihrem Hafen entwickelt.

Weltweit?
Ich habe das in den Teilen der Welt, die ich kenne, noch nicht so erlebt.

Wie wird die Taufe ablaufen?
Die Taufpatin ist wie immer Sophia Loren. Es ist ihr 15. Schiff, das sie bei uns tauft. Wir haben dann insgesamt 17 Schiffe. Wir taufen das Schiff in Hamburg wegen der Verbundenheit, und weil der deutsche Markt für uns enorm wichtig ist. Für MSC – wir laufen weltweit 80 Länder an – ist Deutschland der zweit wichtigste Markt nach Italien in Europa.

Wie können die Hamburger die Taufe als Zuschauer erleben?
Das Schiff kommt am 6. November nach Hamburg. Der Freitag ist der erste wichtige Tag zum Feiern. Da haben wir die Elbphilharmonie für ein Charity-Konzert gemietet. Der Erlös kommt der Renaturierung der Flusslandschaft um Kirchwerder zugute. Am Sonnabend steigt die Taufe ab 16 Uhr. Auf der Elbpromenade zwischen Landungsbrücken und Elbphilharmonie steht das MSC-Village. Die Taufe vor der Flutschutzmauer wird live auf Videowände übertragen.

Und der Lichtkünstler Michael Batz ist ebenfalls engagiert.
Das Schiff wird von ihm blau illuminiert. Es fährt los in Steinwerder zur Elbphilharmonie. Überall, wo es langfährt, gehen blaue Lichter an. Wir ziehen eine blaue Spur durch den Hafen. Und mit einem großen blauen Tor entlassen wir das Schiff hinaus in die Welt. Ein kleines Feuerwerk darf auch nicht fehlen.

Was heißt eigentlich MSC?
MSC bedeutet Mediterranean Shipping Company. Das Unternehmen wurde von dem heutigen Eigentümer, dem italienischen Kapitän Gianluigi Aponte, 1970 gegründet. Wir sind die viertgrößte Reederei auf diesem Planeten und in Deutschland die größte internationale Kreuzfahrt-Reederei.

Wie hoch ist der Anteil deutscher Gäste?
Im Passagiermix sind wir sehr viel internationaler als unsere Marktbegleiter. Rund 50 Prozent deutsche Gäste sind an Bord, wenn wir in Hamburg starten, die andere Hälfte sind internationale Gäste. Wir sind in Hamburg nicht nur das Tor zur Welt, sondern wir holen die Welt auch nach Hamburg. Wir wollen den deutschen Markt ausbauen, aber sind mit 10 Prozent Marktanteil erst einmal zufrieden.

Was sind die Unterschiede zu TUI Cruises und AIDA Cruises?
Wir sind sehr viel internationaler, und unser Ambiente ist mediterran-elegant. Die „Grandiosa“ ist besonders auf Kinder ausgelegt, wir haben sogar einen Baby Club, fünf Kids Clubs und einen Teen Club. Es gibt zudem einen Hochseeilgarten und große Wasserrutschen. Wir schaffen eine grandiose Erlebniswelt. Bei der „Grandiosa“ haben wir gut 2400 Kabinen und eine maximale Passagierobergrenze von 6334, Crew sind rund 1700 Mitglieder.

Wie tragen Sie auf Ihren Schiffen den Bedürfnissen der deutschen Gäste Rechnung?
Der Deutsche ist sehr kritisch. Er möchte wissen, was er bekommt, er will es geplant haben. Wir haben vier Schiffe in Deutschland stationiert – in Hamburg, Kiel und Warnemünde – und werden den deutschen Gepflogenheiten sehr gerecht. Es wird auch Deutsch gesprochen, und es gibt im Mittelmeer deutsches Schwarzbrot – und zugleich die mediterrane Küche. Jede Borddurchsage erfolgt viersprachig – Italienisch Englisch, Deutsch, Spanisch.

Welche Häfen steuern Sie von Hamburg aus an?
Die MSC-Kernkompetenz ist das Mittelmeer. Da haben wir im Sommer zehn Schiffe. Dann der Norden – da fahren wir von den deutschen Häfen Kopenhagen, Stockholm, St. Petersburg, Helsinki und das Baltikum an. Sehr beliebt sind die norwegische Fjorde und das Nordkap. Rund 40 Prozent unserer Passagiere fahren in den Norden. Von Hamburg aus geht es auch noch rund um England.

Welche neuen Destinationen sind geplant?
Wir nehmen Israel mit Tel Aviv, Griechenland und die Türkei auf. Allerdings beobachten wir die politische Entwicklung in der Türkei. Eine weitere erfolgreiche Region ist die Karibik. Dort haben wir eine eigene Insel gepachtet gekauft, Ocean Cay, 100 Kilometer von Miami in den Bahamas. Wir haben die Insel komplett renaturiert und 80.000 Palmen gepflanzt, acht Strände angelegt und zwei Korallenriffs neu angelegt. Das war alles vorher eine Industriebrache. Die offizielle Eröffnung der Insel ist am Tag der Schiffstaufe in Hamburg, also an diesem Sonnabend. Wenn ich mir das Paradies vorstellen müsste, so ungefähr sieht Ocean Cay aus.

Welche weiteren Neubauten wird es geben?
Wir haben unter anderem vier Schiffe mit 500 Kabinen im Luxussegment bestellt – als Yachtclub plus. Des Weiteren kommen zwei Seaside-Evo-Schiffe, zwei weitere Schiffe der Meraviglia-Plus-Klasse – eines davon mit LNG, also Flüssiggas – und vier LNG-Schiffe der MSC World Class. Bis 2027 umfasst die MSC-Flotte dann insgesamt 29 Schiffe.

Werden Ihre Antriebe in Sachen Umweltverträglichkeit besser?
LNG, also Flüssiggas, ist im Moment der emissionsärmste Treibstoff, der sich erst allmählich durchsetzt. Fünf Schiffe ab 2022 werden mit LNG betrieben sein. Ich halte LNG allerdings für eine Brückentechnologie, denn auch dort verbrennen wir fossile Brennstoffe. Schweröl wird ab nächstem Jahr verboten sein. Das Ziel sind unter anderem Brennstoffzellen und Batterie-Systeme oder ganz neue Treibstoffe. Im Rahmen eines Brennstoffzellen-Forschungsprojekts für das erste Schiff der World Class arbeiten wir zurzeit daran, aus LNG Strom und Wärme zu erzeugen.

Sie könnten flüssiges Gas CO2-neutral synthetisch herstellen, es kostet nur viel Geld.
Ich bin mir sicher, das Thema wird sich technologisch lösen. Unser Problem sind die langen Vorlaufzeiten für die Schiffsneubauten. Wir wissen heute nicht, wie die Technologie in acht oder zehn Jahren sein wird.

Steht die Branche aus Umweltschutzgründen zu Unrecht in der Kritik?
Ja, denn wir tun viel mehr als der Öffentlichkeit bewusst ist. Wir investieren seit Jahren enorme Summen in Nachhaltigkeit. Ein Beispiel: Die „Grandiosa“ produziert am Tag drei Millionen Liter Trinkwasser aus dem Meer, das Abwasser wird bei uns geklärt und geht sauberer zurück als wir es entnommen haben. Wir haben Abgaswäscher und SCR-Katalysatoren an Bord, die Stickstoff und Schwefeloxid aus dem Rauch quasi vollständig entfernen. Und wir begrüßen ausdrücklich die Hamburger Initiative, den Hafen langfristig mit Landstrom auszustatten. Unsere älteren Schiffe werden mit Abgaswäschern nachgerüstet. Es gibt auf diesem Planeten rund 300 Kreuzfahrtschiffe, bei 52.000 Handelsschiffen sind gerade mal 0,6 Prozent. Aber in dieser Branche gibt es die meisten technologischen Innovationen. Im Übrigen bin ich als Ingenieur sehr interessiert an neuen Umwelttechnologien. Ich verstehe mich da als Botschafter der Nachhaltigkeit.