Berlin. Rebecca (15) bleibt vermisst. Sie verschwand vor zwei Monaten. Für die Angehörigen eine Qual. Verdachtsfälle ließen sich nie erhärten.
Wie viel Hoffnung können sich Angehörige und Familienmitglieder noch machen? Das Verschwinden von Rebecca – bleibt es für immer ein Rätsel?
Nach fast zwei Monaten hatte die Polizei die Suche für eine Weile eingestellt – und nun offenbar doch noch einmal Hoffnung gehabt, Rebecca zu finden. Ermittler haben erneut am Herzberger See in Ost-Brandenburg nach der verschwundenen 15-Jährigen gesucht.
Etwa 35 Polizisten und Helfer seien dort am Dienstag eingesetzt worden, sagte ein Sprecher. Unterstützt wurden sie von Spürhunden und einem Hubschrauber. In den vergangenen Wochen waren auch Männer vom Technischen Hilfswerk (THW) dabei, als ganze Waldstücke durchkämmt wurden.
Hatten die Ermittler eine entscheidende Spur? Bisher zumindest gibt die Behörde keine Fortschritte bekannt. Zwar hatte es offenbar neue Indizien geben. Details sind aber nicht bekannt.
Bei Kriminalfällen, die nicht aufgelöst werden können, spricht man von „Cold Cases“. Das heißt: Die Ermittlungen sind abgekühlt, es gibt keine heißen Spuren mehr. Wenngleich der Fall noch nicht zu den Akten gelegt werden kann. Mord verjährt nicht – und davon, dass Rebecca umgebracht worden ist, geht die Polizei fest aus.
Rebecca aus Berlin – die Geschichte eines mysteriösen Vermisstenfalls
Am Anfang stand ein Foto, es zeigt eine Jugendliche, Rebecca, 15 Jahre alt, Berlinerin. Sie hat sich für das Bild zurechtgemacht, die Haare hochgesteckt, Make-up aufgetragen. „Mit der Veröffentlichung eines Fotos erhofft sich die Polizei Berlin Hinweise aus der Bevölkerung“, teilte die Berliner Polizei zu dem Bild mit. „Seit den Morgenstunden des 18. Februar 2019 wird die 15-jährige Rebecca Reusch aus Berlin-Britz vermisst.“
Es ist der Beginn eines der größten Vermisstenfälle und der vergangenen Jahre - und es ist eine Kriminalgeschichte. Das Verschwinden von Rebecca emotionalisiert, es verwirrt, es irritiert: Ein Familiendrama? Ein Unglück? Wo ist die junge Frau – oder ihre Leiche?
Vermisste Rebecca: Schnell gerät der Schwager in Verdacht
Rebecca Reusch hatte sich am 18. Februar 2019 bei Familienangehörigen – konkret bei ihrer Schwester und derren Ehemann Florian R. – im Berliner Stadtteil Britz aufgehalten. Eigentlich hätte sie um 9.50 Uhr ihren Unterricht beginnen müssen. Sie erreichte nie ihren Platz.
Schnell festigte sich ein grausiger Verdacht. Rebecca hatte bei ihrer Schwester übernachtet – hat der Schwager etwas mit dem Verschwinden zu tun?
In der Nacht vor dem Verschwinden kam der Schwager am frühen Morgen von einer Party nach Hause. Klar ist inzwischen laut Polizei, dass Rebeccas Smartphone zu diesem Zeitpunkt im Wlan der Schwester und des Schwagers eingebucht war. Um sieben Uhr verlässt Rebeccas Schwester das Haus – kurz darauf versucht die Mutter, ihre Tochter zu erreichen: Erfolglos.
Polizei durchsucht das Haus der Schwester
Eine Stunde später versucht sie es erneut, dann bei ihrem Schwager – der offenbar angibt, Rebecca sei schon weg. Eine Nachricht von Mutter an Tochter wird zugestellt, jedoch nicht gelesen. Schnell nehmen die Polizisten den Schwager in den Fokus. Im Fall der verschwundenen Rebecca ermittelt die Mordkommission.
Das Auto von Rebeccas Schwester und Schwager, ein himbeerroter Renault Twingo mit Berliner Kennzeichen, wird am Tag des Verschwindens von einer Verkehrsüberwachungsanlage auf der B12 zwischen Berlin und Frankfurt/Oder um 10.47 Uhr erfasst. Ebenso am darauf folgenden Tag, Dienstag, den 19. Februar 2019, um 22.39 Uhr.
Neun Tage nach Rebeccas Verschwinden wird der Schwager festgenommen. Es kommt zur Hausdurchsuchung, knapp zwei Wochen später. Es beginnt ein Hin und Her.
Rebeccas Schwager festgenommen – und freigelassen
Am 28. Februar wird der Schwager festgenommen – die Polizei meldet am Tag danach: „Aufgrund neuer Erkenntnisse, insbesondere derzeit nicht aufzuklärender Widersprüche zwischen seinen Angaben und den neusten Ermittlungsergebnissen, vorläufig festnahmen, wurde der Beschuldigte heute dem Ermittlungsrichter vorgeführt.“ Der Ermittlungsrichter konnte einen dringenden Tatverdacht jedoch nicht feststellen und ordnete die Freilassung des Beschuldigten an.
Die Staatsanwaltschaft legt Widerspruch ein – am 4. März wird der Schwager erneut inhaftiert – wegen des dringenden Tatverdachts des Totschlags. Neun Tage später die Haftbeschwerde von der Anwältin des Schwagers. Die Aufhebung des Haftbefehls erfolgt am 22. März. Die Suche nach der vermissten Rebecca ist weitestgehend eingestellt, der Schwager ist wieder frei.
Die Suche nach dem Täter geht einher mit der Suche nach dem Opfer. Zuerst auf dem Schulweg, dann an verschiedenen Orten in Brandenburg – in Seen mit Tauchern, an Land mit Spürhunden, sowohl auf lebendige Menschen als auch auf Leichen geschult. Freunde organisieren weitere Aktionen, keine hat Erfolg.
Auch ein beitrag bei „Aktenzeichen XY… ungelöst“ führt nicht weiter. Es gibt Hinweise, keine Fortschritte. So wie die Ermittler die ganze Zeit Indizien haben. Aber keine Beweise.
Rebeccas Eltern geben Interviews – und haben eigene Theorien
Rebeccas Vater erklärte im Gespräch mit der „Berliner Morgenpost“, er glaube an die Unschuld seines Schwiegersohnes, gesprochen hatte er beim Telefonat mit der Redaktion, die wie unsere zur Funke Mediengruppe gehört, mit dem zuvor Verdächtigten selbst aber noch nicht: „Ich hoffe, dass ich meinen Schwiegersohn bald sprechen kann. Bis jetzt hat er sich nicht bei uns gemeldet. Ich bin davon überzeugt, dass er unschuldig ist.“
Rebeccas Mutter wiederum gab bei RTL bekannt, dass sie ihre Tochter irgendwo festgehalten werde. Hinweise darauf hat die Polizei nicht. (ses)