Kandel. In einem Drogeriemarkt wird ein 15-jähriges Mädchen erstochen. Die „Tagesschau“ berichtet zunächst nicht – und wird im Netz kritisiert.
Die grausame Bluttat in Kandel, bei der ein 15-Jähriger ein gleichaltriges Mädchen in einem Drogeriemarkt erstochen haben soll, löste deutschlandweit Bestürzung aus. Beinahe jedes Medium berichtete am Mittwoch über den Fall – die ARD-„Tagesschau“ aber zögerte zunächst. Und löste damit ziemlich Wirbel aus.
Viele Nutzer sozialer Medien äußerten ihren Unmut über die Entscheidung der ARD, weil sie sich darin bestätigt sahen, dass der Sender nur deshalb nicht berichtigte, weil es sich bei dem mutmaßlichen Täter um einen aus Afghanistan eingereisten Asylbewerber handelte.
Die Empörung ging sogar so weit, dass sich die „Tagesschau“ auf ihrer Facebook-Seite wenig später für ihre Entscheidung rechtfertigte. „Selbstverständlich müssen wir als Berichterstatter einen professionellen Blick auf diese Tat richten“, schreibt Marcus Bornheim, Zweiter Chefredakteur ARD-aktuell, dort.
Deshalb berichtet „Tagesschau“ nicht über den Fall
Er wehrt sich gegen die Vorwürfe, die „Tagesschau“ wolle „bewusst etwas verschweigen.“ Die Identität des Verdächtigen sei schließlich bereits bekannt. Es handelt sich nach bisherigen Ermittlungen zudem um den Ex-Freund des Opfers, was für die ARD ein Grund ist, nicht über die Tat zu berichten. Denn so schrecklich sie auch gewesen sei, schreibt Bornheim weiter, berichte die „Tagesschau“ „in der Regel nicht über Beziehungstaten“. Darüber hinaus handele es sich beim Opfer wie beim Verdächtigen um Jugendliche, „die einen besonderen Schutz genießen“.
Zum Schluss des Beitrages verweist Bornheim auf den regionalen ARD-Sender SWR, der über den Fall berichtet habe. Auch die „Tagesschau“ wolle die Ermittlungen weiter beobachten.
Lob in den Kommentaren
In den Kommentaren zu der Stellungnahme begrüßen viele Nutzer die Entscheidung. „Ihr macht das einfach genau richtig“, schreibt ein Nutzer etwa. Ein anderer findet: „Danke für so viel journalistische Sorgfalt, statt reiner reißerischer Berichterstattung. Nicht nur in diesem Fall.“ Aber es gibt auch weiterhin Kritik: Einige Nutzer werfen der „Tagesschau“ Unglaubwürdigkeit vor.
Wenig später aktualisierte die „Tagesschau“ den Beitrag übrigens um den Hinweis, dass über die Bluttat von Kandel, die sich am Mittwochnachmittag in Kandel zutrug, am Donnerstag dann doch in einer kurzen Meldung in den 20-Uhr-Nachrichten berichtet werde. (bekö)