Ungeachtet aller Vermittlungsbemühungen im Kaukasuskonflikt sind russische Truppen nach georgischen Angaben weit in das Kernland Georgiens vorgerückt. Die georgischen Streitkräfte sind auf dem Rückzug, um die Hauptstadt Tiflis vor einer Einnahme zu schützen. Präsident Saakaschwili bittet dringend um internationale Hilfe.

Moskau/Tiflis. Russische Bodentruppen sind nach georgischen Regierungsangaben in Richtung Tiflis vorgedrungen. Die georgischen Streitkräfte seien auf dem Rückzug, um die Hauptstadt vor der Einnahme zu schützen, teilte die Regierung in Tiflis mit. Georgien bat dringend um internationale Hilfe. Aus Moskau liegen noch keine Angaben über ein Vordringen russischer Panzer in das georgische Kernland vor, wie die Agentur Interfax meldete.

Einwohner der Stadt Gori im georgischen Kernland bestätigten, dass ihre Stadt bereits eingenommen sei. Gori mit seinen 50 000 Einwohnern ist 66 Kilometer von Tiflis entfernt und liegt außerhalb der seit Tagen umkämpften abtrünnigen Region Südossetien. Zwischen der südossetischen Hauptstadt Zchinwali und Gori, der Geburtsstadt des sowjetischen Diktator Josef Stalin, sind es etwa 30 Kilometer.

Das russische Verteidigungsministerium hat die Einnahme der georgischen Stadt Gori, 60 Kilometer vor der Hauptstadt Tiflis entfernt, dementiert. "Russische Truppen haben die Stadt Gori nicht eingenommen", sagte ein Militärsprecher nach Angaben der Agentur Interfax in Moskau. Die georgische Regierung teilte mit, Russland habe die Fernstraße durch Gori besetzt und das Land damit faktisch in zwei Teile getrennt.

Russland sei damit erstmals außerhalb der abtrünnigen Regionen Südossetien und Abchasien auf dem Landweg auf georgisches Territorium vorgedrungen. "Wir wissen nicht mehr, wo für die russischen Invasoren die Grenze ist", teilte der Chef des Nationalen Sicherheitsrates, Alexander Lomaia, mit. "Russland will scheinbar die demokratisch gewählte Regierung von Georgien stürzen und das Land okkupieren", hieß es in der Mitteilung Lomaias weiter.

Die georgischen Streitkräfte hätten nun die Aufgabe, Tiflis vor der Einnahme zu schützen. Noch seien europäische Politiker wie der schwedische Außenminister Carl Bildt in Tiflis, um mit Präsident Michail Saakaschwili die Lage zu sondieren. Saakaschwili hatte zuvor eine einseitige Waffenstillstandserklärung unterzeichnet.