Schätzungen zufolge gehen Deutschland wegen Steuerhinterziehung jährlich rund 30 Milliarden Euro durch die Lappen. Jetzt holen die Behörden in der Affäre um Liechtensteiner Stiftungen offenbar zu einem breit angelegten Schlag aus. Das Finanzministerium rät schwarzen Schafen zur Selbstanzeige.

Düsseldorf. Nach Bekanntwerden der Steuer-Erittlungen gegen den Post-Chef überschlagen sich die Ereignisse: Klaus Zumwinkel hat inzwischen seinen Rücktritt eingereicht. Die Bundesregierung begrüßte seine Entscheidung. Doch dieser Fall soll nur die Spitze des Eisberges um Steuerhinterziehungen in Deutschalnd sein. Wie die Nachrichtenagentur AP aus Justizkreisen erfuhr, ermitteln Bonner Fahnder gegen 600 bis 700 weitere Verdächtige. Dabei soll es sich um Kunden der Liechtensteiner LGT-Bank handeln.

Auch im Finanzministerium hieß es am Freitag in Berlin, die Ermittlungen gegen Zumwinkel seien kein Einzelfall. Die Strafermittlungsbehörden konzentrierten sich derzeit auf "sehr viele" bekannte und weniger bekannte "Leistungsträger" wegen Steuerflucht nach Liechtenstein, sagte Ministeriumssprecher Torsten Albig. Er riet Betroffenen zur Selbstanzeige. Die Bochumer Staatsanwaltschaft wollte sich im Laufe des Freitags zu ihren weiteren Ermittlungen äußern.

Einem "Handelsblatt"-Bericht zufolge sollen bereits in den kommenden Tagen in ganz Deutschland Razzien anlaufen. Die Fahnder hätten offenbar massenhaft Unterlagen aus der Bank in Liechtenstein erhalten. "Wir haben die ganze Bank geknackt", zitierte die Zeitung einen Ermittler.