Kreml bekräftigt Ablehnung der US-Pläne in Polen und Tschechien - Bush will Gespräch in Maine fortsetzen.

Heiligendamm. Der russische Präsident Wladimir Putin hat seinen Widerstand gegen ein US-Raketenabwehrsystem in Polen und Tschechien bekräftigt und Aserbaidschan als alternativen Standort vorgeschlagen. Nach einer Unterredung mit US-Präsident George W. Bush beim G-8-Gipfel in Heiligendamm sagte Putin am Donnerstag, bei einer Errichtung der Anlage am Kaspischen Meer hätte er keine Einwände. Dann würde er auch seine Drohung fallen lassen, russische Raketen erneut auf Europa zu richten.

Bushs Nationaler Sicherheitsberater Stephen Hadley sprach von einem "interessanten Vorschlag". Dies müsse zunächst von den Experten geprüft werden. Bush, der vor Putin vor die Presse trat, sagte, dass der russische Präsident einige interessante Vorschläge gemacht habe. Das Gespräch in Heiligendamm werde am 1. Juli in Kennebunkport im US-Staat Maine fortgesetzt. Bush hat Putin auf einen Landsitz seiner Familie direkt am Atlantik eingeladen. "Wir haben darin übereingestimmt, einen strategischen Dialog zu führen", sagte Bush und fügte hinzu: "Dies ist eine ernsthafte Angelegenheit."

Vor dem Treffen sagte Bush, er wolle Putin davon überzeugen, dass die Abwehrpläne kein Grund zur Aufregung seien. Das Rüstungsprojekt sei nicht gegen Russland, sondern gegen Staaten wie den Iran gerichtet. Moskau sei eingeladen, Vertreter der Regierung und der Streitkräfte in die USA zu schicken, "und hoffentlich wird das die Dinge klären". Die USA wollen zehn Abfangraketen in Nordpolen aufstellen und eine zugehörige Radarstellung in Tschechien errichten.

Bereits am Mittwoch hatte Bush versichert, Russland sei "kein Feind" und "keine Bedrohung". Versöhnliche Töne wurden auch in Putins Umfeld angeschlagen. "Bei diesem Gipfel geht es nicht um Meinungsverschiedenheiten zwischen Russland und dem Rest der G-8-Mitglieder", sagte ein Kreml-Sprecher.

Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel erhofft sich vom Gipfeltreffen an der Ostsee eine Entspannung der Beziehungen zu Moskau. Dass Russland zu der Gruppe der wichtigsten Industrienationen gehöre, sei ein ganz wichtiges Zeichen dafür, dass der Kalte Krieg vorbei sei, sagte sie. "Wir haben neue Zeiten, und in dieser Atmosphäre wollen wir jetzt auch die Gespräche führen."

Zu einer ersten informellen Begegnung zwischen Bush und Putin kam es bereits am Mittwochabend, als der Gipfel mit einem feierlichen Bankett auf Schloss Hohen Luckow eröffnet wurde. Zuvor hatte der US-Präsident vor Journalisten auf die freundschaftlichen Beziehungen zu Russland verwiesen. "Es gibt Meinungsverschiedenheiten. So ist das Leben", sagte Bush. Die Drohungen Putins hinsichtlich der US-Raketenabwehrpläne nahm Bush gelassen auf. "Russland wird Europa nicht angreifen", sagte er.

Vor dem G-8-Gipfel beriet Bush mit der tschechischen Regierung über die Umsetzung des Projekts. Am (morgigen) Freitag wird der US-Präsident in Warschau erwartet.