Nach dem tödlichen Überfall auf eine Familie im Mecklenburgischen Tessin glaubt das Amtsgericht Hagenow nicht, dass die beiden 17 Jahre alten Täter, ihre Opfer vorsätzlich umgebracht haben.

Boizenburg. Felix D. und Torben B. klingelten an der Haustür ihrer Opfer und töteten die Eltern der dreiköpfigen Familie innerhalb weniger Minuten. Zuvor hatten sie Zeugenaussagen zufolge angekündigt, einen Menschen umbringen zu wollen. Dennoch glaubt das Amtsgericht Hagenow nicht an ein vorsätzliches Tötungsdelikt und erließ Haftbefehle nur wegen Totschlags, Geiselnahme und gemeinschaftlichen Diebstahls. Damit folgte das Gericht nicht dem Antrag der Staatsanwaltschaft, die am Sonntagnachmittag Haftbefehle wegen Mordes gefordert hatte.

Inzwischen haben die beiden Gymnasiasten nach stundenlangem Zögern ein Geständnis abgelegt. Darin hätten sie angegeben, den Familienvater an der Tür nicht töten zu wollen, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Hans-Christian Pick. Ein "nachvollziehbares Motiv" läge jedoch immer noch nicht vor. Ebenso ist bislang unklar, nach welchen Gesichtspunkten die Jugendlichen ihre Opfer auswählten, oder ob bei Tat Drogen im Spiel waren. Zu Mutmaßungen, die Tat könnte im Zusammenhang mit Computerspielen stehen, wollte sich Pick nicht äußern. Nach Angaben des NDR-Fernsehens sind die Täter an ihrer Schule in einer Computer AG, wo sie auch schon Computerspiele entwickelt hätten.

Die Lehrer des Elbe-Gymnasiums in Boizenburg redeten am Montag mit den Schülern über die Tat ihrer Kameraden. Psychologen und ein Pfarrer boten eine Betreuung an. Am Vormittag wollte sich die Schulleitung zur Situation an dem Gymnasium äußern.

Bei dem brutalen Überfall hatten die beiden Täter am späten Sonnabend in Tessin ein Ehepaar erstochen und eine 15-Jährige als Geisel genommen. Der 16 Jahre alte Sohn der Opfer hatte sich in seinem Zimmer verbarrikadieren und die Polizei rufen können. Als diese eintraf, versuchten die Täter mit ihrer Geisel in einem Auto der Opfer zu fliehen. Sie fuhren sich jedoch fest ließen sich schließlich verhaften.