Stapelfeld. Der Stapelfelder Betreiber will den Genehmigungsantrag für 150-Millionen-Euro-Projekt noch dieses Jahr stellen. Neue Klärschlammanlage.

Der Zeitplan für den Neubau der Müllverbrennungsanlage (MVA) Stapelfeld steht. In diesem Jahr möchte der Eigentümer EEW Energy from Waste den Genehmigungsantrag einreichen. 2019/20 könnte mit den Arbeiten begonnen werden. Mitte 2022 wären das Müllheizkraftwerk (als Ersatz für die MVA) und die zusätzliche Mono-Klärschlammverbrennungsanlage voraussichtlich fertig. „Dann würden die jetzigen Öfen stillgelegt und abgebaut“, sagt Ronald Philipp, Firmensprecher in der EEW-Repräsentanz Berlin.

Das Unternehmen hat seinen Plan – nach Abendblatt-Informationen ein 150-Millionen-Euro-Projekt – jetzt bei einem Treffen den Bürgermeistern und weiteren Verantwortlichen aus dem Amt Siek vorgestellt. Für Ende dieses Monats hat das Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR), das dem Umweltministerium in Kiel direkt angegliedert ist, den sogenannten Scoping-Termin angesetzt. Dazu hat die Genehmigungsbehörde auch Umweltverbände wie den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und den Naturschutzbund (Nabu) eingeladen.

Zusätzliche Anlage speziell zur Klärschlamm-Verbrennung

„Dann geht es auch darum, welche weiteren Untersuchungen im Genehmigungsprozess verlangt werden“, sagt EEW-Sprecher Philipp. Die Gesellschaft, die seit zwei Jahren zur chinesischen Unternehmensgruppe Beijing Enterprises Holdings Limited gehört, will den Antrag beim LLUR noch dieses Jahr einreichen.

Der Ersatz für die bald 40 Jahre alte MVA fällt ein bisschen kleiner aus, soll dank moderner Technik deutlich effizienter arbeiten. Die Verbrennungskapazität sinkt leicht von 350.000 auf 320.000 Tonnen im Jahr. Trotzdem liefert der Neubau deutlich mehr Energie als jetzt. Die Stromeinspeisung würde sich nach EEW-Angaben mit 200.000 Megawattstunden/Jahr mehr als verdoppeln. Bei der Fernwärme wäre ein Anstieg von rund 250.000 auf bis zu 400.000 Megawattstunden möglich. Unter anderem werden rund 440 Haushalte in Stapelfeld und 25.000 in Hamburg beheizt.

Täglich 142 Lastwagen – diese Zahl soll konstant bleiben

Auf die Zukunft ausgerichtet ist die sogenannte Mono-Klärschlammverbrennungsanlage. Sie wird für 31.500 Tonnen Trockensubstanz konzipiert, was 135.000 Tonnen nassem Klärschlamm entspricht. „Die Anlage wäre damit in der Lage, fast die Hälfte des jährlich in Schleswig-Holstein anfallenden Klärschlamms zu verwerten“, sagt Firmensprecher Ronald Philipp.

Noch landet das Abfallprodukt aus den Klärwerken nahezu ausschließlich als Dünger auf den Feldern. Doch ab 2019 gelten strengere Grenzwerte, was zu Einschränkungen führt. Von 2029 an ist zudem die Rückgewinnung des wertvollen Rohstoffs Phosphor gesetzlich vorgeschrieben. Das kann aus der Asche geschehen, da der Klärschlamm in Stapelfeld getrennt verarbeitet würde.

Täglich 27 bis 30 Transporter zur Klärschlammanlage

Einen für die Menschen in und um Stapelfeld besonders wichtigen Aspekt hat EEW ebenfalls untersucht: die Verkehrsbelastung. „Es ist davon auszugehen, dass sie sich bei Betrieb beider neuen Anlagen im Vergleich zur Ist-Situation nicht verändert“, sagt Philipp. 2016 fuhren werktags durchschnittlich 164 Lastwagen zur MVA, im Vorjahr waren es 142. Der Rückgang sei darauf zurückzuführen, dass mehr große Lastwagen (18 bis 20 Tonnen Ladung) und weniger kleine Sammelfahrzeuge (acht bis zehn Tonnen) unterwegs seien.

Die Planer gehen davon aus, dass täglich 27 bis 30 Transporter die neue Klärschlammanlage ansteuern werden. Auf der anderen Seite dürfte die Zahl für das Müllheizkraftwerk weiter sinken, da die Jahreskapazität um rund zehn Prozent niedriger ist.

In Stapelfeld landen rund 60.000 Tonnen Hausmüll

Die „Mülle“, wie die Anlage in der Region genannt wird, ist mit rund 70 Beschäftigten nicht nur ein wichtiger Arbeitgeber und Steuerzahler. Als Auftraggeber sorge EEW in Stapelfeld außerdem für jährlich rund zehn Millionen Euro Umsatz bei regionalen Geschäftspartnern und Dienstleistern.

„Das Müllheizkraftwerk läuft seit beinahe 40 Jahren. Für den Ersatzneubau und die Mono-Klärschlammverbrennungsanlage rechnen wir mit vergleichbaren Laufzeiten“, sagt Holger Heinig, Senior Projektleiter EEW Stapelfeld und dort bis Ende 2017 Technischer Geschäftsführer.

Der Standort war vor einigen Jahren sogar auf der Kippe, weil wichtige Verträge Ende des Jahres 2016 ausliefen. In Stapelfeld landen rund 60.000 Tonnen Hausmüll aus den Stormarner Haushalten. Die Abfallwirtschaft Südholstein (AWSH) hat einen Liefervertrag bis Ende 2026.