Stormarner Abfall sollte bei MVA-Laufzeitverlängerung weiter in Stapelfeld landen. SPD: “Wir lehnen Mülltransporte aus dem Ausland über lange Entfernungen ab, egal ob per Schiff, per Bahn oder per Lastwagen.“

Bad Oldesloe/Stapelfeld. Stormarner Politiker wollen verhindern, dass die Müllverbrennungsanlage (MVA) Stapelfeld in naher Zukunft mit Importen aus Skandinavien, Großbritannien oder Polen betrieben wird. "Wir lehnen Mülltransporte aus dem Ausland über lange Entfernungen ab, egal ob per Schiff, per Bahn oder per Lastwagen", sagt Heinz Hartmann, umweltpolitischer Sprecher der SPD-Kreistagsfraktion. Es bestehe die Gefahr, dass radioaktiver oder hochgiftiger Müll illegal angeliefert werde. Außerdem seien lange Mülltransporte aus umwelt- und verkehrstechnischen Gründen fragwürdig.

Ursprünglich sollte die MVA Ende 2016 schließen. Doch nach dem 51-prozentigen Einstieg des schwedischen Finanzinvestors EQT bei der E.on Energy from Waste AG (EEW), die die Stapelfelder Anlage und 17 weitere in Deutschland betreibt, ist eine Kehrtwende möglich. Der EEW-Vorstand will sich europaweit an Ausschreibungen beteiligen, um Abfall zu bekommen - auch für Stapelfeld. Dort können jährlich bis zu 350.000 Tonnen verbrannt werden. Die beiden Großkunden - die Abfallwirtschaft Südholstein (AWSH, jährlich 115.000 Tonnen aus den Kreisen Stormarn und Herzogtum Lauenburg) und die Stadtreinigung Hamburg (200.000 Tonnen) - haben die Verträge zum 31. Dezember 2016 gekündigt.

SPD-Sprecher Hartmann regt jetzt an, doch über eine weitere Zusammenarbeit nachzudenken. Er sagt: "Sollte es darauf hinauslaufen, dass sich die MVA Stapelfeld erneut um die Müllverbrennung bewirbt, könnte es für die AWSH und den Kreis Stormarn die bessere Lösung sein, als Mülltransporte aus den Nachbarstaaten auf den Straßen hinnehmen zu müssen, nur weil multinationale Konzerne das große Geschäft mit der Abfallbeseitigung entdeckt haben." Der Verkauf der Anteile an die schwedische Investmentfirma habe die Umweltpolitiker im Kreis überrascht. "Bislang mussten wir davon ausgehen, dass ab 2017 die Gebäude der MVA abgerissen werden", sagt Hartmann.

Sein Kreistagskollege Wolfgang Gerstand, umweltpolitischer Sprecher der CDU, kommt zu demselben Urteil: "Stapelfeld liegt für uns ideal, die Anlieferwege sind kurz. Und die Anlage wurde ständig modernisiert." Bei der Auftragsvergabe spiele auch die Nähe eine wichtige Rolle, um unsinnige Transporte zu verhindern.

Das sieht auch Stefan Kehl, Fraktionsvorsitzender der Grünen, so. "Wenn die MVA ein vernünftiges Angebot macht, spricht überhaupt nichts dagegen", sagt er. FDP-Fraktionschef Karl-Reinhold Wurch hält eine weitere Kooperation ebenfalls für sinnvoll: "Wenn uns die MVA Stapelfeld das günstigste Angebot macht, bekommt sie natürlich den Zuschlag." Günstig sei nicht gleichbedeutend mit billig. Auch die FDP will lange Transporte vermeiden.

Die Abfallwirtschaft Südholstein sieht momentan noch keinen Zeitdruck. "Wenn wir vom Kreis aufgefordert werden, einen bestimmten Weg zu gehen, kümmern wir uns darum", sagt AWSH-Sprecher Olaf Stötefalke. Die Ausschreibung, wer den Müll aus Stormarn und dem Kreis Herzogtum Lauenburg ab 2017 verbrennen darf, wird gerade vorbereitet. "Unser Ziel ist es, durch Mülltrennung und auch ein neues Entgeltsystem ab dem kommenden Jahr die Restabfallmenge weiter zu senken", sagt Stötefalke. Maximal 90.000 Tonnen sind im Gespräch - allein ist das zu wenig, um die MVA-Öfen in Stapelfeld wirtschaftlich zu befeuern. Die Hamburger Stadtreinigung steigt auf jeden Fall aus: Sie hat genug eigene Kapazitäten und importiert bereits 30.000 Tonnen Müll aus England.