Berlin. Sissi Perlinger (53) ist mit einem Stück über das Älterwerden auf Tour. Im Gespräch verrät die Kabarettistin ihre Anti-Aging-Mittel.

„Ich bleib dann mal jung“, heißt das Bühnenprogramm von Sissi Perlinger, mit dem sie auf Tournee geht. Und wer der 53-Jährigen begegnet, hat keine Zweifel, dass ihr das gelingt. Die Kabarettistin und Schauspielerin aus Bayern sprudelt wie ein frischer Gebirgsbach und sie hält auch an ihren extravaganten Outfits fest – Leopardenmuster sind ihr Markenzeichen.

Frau Perlinger, Ihr aktuelles Stück „Ich bleib dann mal jung“ behandelt das Älterwerden.

Sissi Perlinger: Nein, es geht eher um das Jungbleiben!

Was bitte, hält Sie denn persönlich jung?

Perlinger: Das Wichtigste ist, seinen Humor zu kultivieren. Deswegen ist das auch meine lustigste Show. Lachen, das ist wissenschaftlich bewiesen, ist sehr wichtig, genau wie Dankbarkeit. Diese beiden Dinge können unsere Körperchemie innerhalb einer Minute ändern, von verengten Arterien, Stress und Cortisol-Ausschüttungen hin zu Endorphinflutung. Diese Prozesse kann man selbst in die Hand nehmen, wie mit einem Joystick. Ich sage in meiner Show auch, dass Älterwerden eine Kunstform geworden ist. Wie Gitarre spielen. Man kann es bewusst angehen.

Viele schwören ja auf Sex als Anti-Aging-Mittel.

Perlinger: Ich möchte die schönste Sache der Welt nicht so funktionalisieren, nach dem Motto: Wir müssen jetzt ’ne Nummer schieben, das brauch ich für meinen Teint. Aber klar, auch bei Sex, bei gutem Sex, schüttet man Endorphine aus.

Gibt es auch Situationen, in denen Ihnen nicht zum Lachen zumute ist – und Sie den Joystick nicht betätigen können?

Perlinger: Ich bin eigentlich ganz gut im Training. Wenn einen das Navi zum Beispiel in einen Stau manövriert, werde ich schon sauer, aber dann ist es wichtig, seine Emotionen nicht künstlich runterzuschlucken, sondern sie rauszulassen. Dabei lieber nicht fluchen, das vergiftet die Luft. Ich schimpfe dann eher in meiner Fantasiesprache. Und nicht jemand anderen für schuldig erklären. Manche müssen auf ein Kissen einschlagen, das hilft auch. Danach kann man auch wieder über die Situation lachen. Und dann auch wieder in die Dankbarkeit gehen.

Kann man diese Spiritualität kategorisieren?

Perlinger: Nein, ich habe weder einen Guru noch ein religiöses Dogma und auch keinen Missionierungsdrang. Ich habe eine für mich spürbare Berufung, meinen Beruf. Deswegen bin ich Bühnen-Schamanin, schau mit dem Publikum in Abgründe und löse dann alles in befreiendes Gelächter auf. Da gehöre ich hin.

Gibt es so etwas wie ein ideales Publikum für Sie?

Perlinger: Also, ich merke schon, wenn die Leute am Anfang etwas klemmiger drauf sind, und es gibt natürlich das Publikum, das von Anfang an schon in der richtigen Stimmung ist. Aber ich kriege sie alle, am Schluss toben die Leute in der Regel immer. Beim Fernsehen streichen einem Redakteure oft die besten Pointen raus. Daher bin ich sehr froh, dass ich auf meiner eigenen Bühne alles machen darf. Ich liebe die Freiheit, sie ist mein höchstes Gut.

Wie äußert sich dieser Freiheitsdrang?

Perlinger: Vor allem in meiner Kreativität. Ich habe auch nicht geheiratet, habe keine Kinder, keine Tiere, nicht mal einen Blumentopf. Ich will frei sein!

Sie sind auch das beste Beispiel dafür, dass Animalprint immer en vogue ist. Die Kleider im Leo-Look sind ja quasi Ihr Markenzeichen.

Perlinger: Ich würde nicht sagen, dass ich modisch bin. Mode tyrannisiert uns, alle fünf Minuten werden wir dazu angehalten, ’nen anderen Unsinn zu kaufen. Dagegen verwehre ich mich. Ich trage meine Sachen, bis sie mir in Fetzen vom Leib fallen. Ich bleibe meinem Stil einfach treu. Ich bin immun gegen Mode. Auch das hat mich im Laufe der Jahre sehr frei gemacht.

Wie sieht denn Ihre Freiheit aus, wenn Sie mal nicht mehr auf der Bühne stehen werden?

Perlinger: Ich weiß genau, dass mein Höhepunkt sein wird, wenn ich mal eine ganz alte Dame bin. Darauf freue ich mich sehr. Mit Abstand und Lebenserfahrung viel geben zu können. Deswegen hüte ich mich vor schlechten Drogen oder ungesunder Ernährung, ich brauche meinen Körper noch. Ich stelle mir vor, wie ich dann mit einem kleinen Zoo aus Schafen, Hühnern und Hunden auf dem Land lebe.