Kiel. Die ersten Prognosen waren kaum raus, da begann in Kiel das große Rechnen. Welche Bündnisse sind im Norden nach dem Wahlabend denkbar?

Kommt in Schleswig-Holstein demnächst „Jamaika“ in den Landtag? Ein Dreierbündnis aus CDU, Grünen und FDP scheint für das Kieler Parlament jedenfalls wahrscheinlich. Ein solches Bündnis, benannt nach der schwarz-grün-gelben Flagge Jamaikas, hätte im Landtag eine klare Mehrheit der Sitze.

„Jamaika“ ist die erste Wahl

Und alle Beteiligten scheinen auch nicht abgeneigt. Schleswig-Holsteins CDU-Spitzenkandidat Daniel Günther äußerte am Sonntagabend Sympathien für eine „Jamaika“-Koalition. Er habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass er die FDP als Wunsch-Koalitionspartner habe, aber immer auch für Gespräche mit den Grünen zur Verfügung stehe. An der Prioritätensetzung habe sich nichts geändert.

Grünen-Spitzenkandidatin Monika Heinold sagte, ihre Partei sei nach der abgewählten „Küstenkoalition“ von SPD, Grünen und SSW auch für andere Koalitionen offen. FDP-Spitzenkandidat Wolfgang Kubicki sagte, er habe immer gesagt, dass er ein Jamaika-Bündnis für die wahrscheinlichste Variante halte.

Lieber die Ampel-Koalition?

Rechnerisch möglich ist auch ein rot-gelb-grünes Bündnis – die sogenannte Ampel-Koalition. Doch das dürfte schwierig werden. Zwar erklärte die Grüne Heinold, ihr scheine „eine Ampel deutlich besser zu passen als Jamaika“. Aber FDP-Mann Kubicki trat schon auf die Bremse. Wenn die Sozialdemokraten ein so desaströses Ergebnis einführen, sei es schwer zu vermitteln, dass so weitergemacht werden solle wie bisher – nur mit der FDP statt dem SSW.

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    Oder doch eine große Koalition?

    Die schwarz-rote Variante – unter Führung des Wahlsiegers Daniel Günther – hätte zahlenmäßig die breiteste Mehrheit der Mandate im künftigen Kieler Landtag. Doch gilt sie als wenig wahrscheinlich. Vor allem die CDU bevorzugt ein Dreierbündnis. „Ich hab das vorher nicht ausgeschlossen, aber ich denke angesichts des Wahlergebnisses ist das nicht das richtige“, sagte Wahlsieger Daniel Günther zum Thema Schwarz-Rot. „Wir haben mehrere Optionen, aber klar ist, wir sind stärkste Kraft“, sagte er.

    Der abgewählte Ministerpräsident, Torsten Albig, erklärte am Wahlabend vorsorglich, er stehe weiter für eine Regierung zur Verfügung. Dies gelte auch für eine Koalition mit der CDU.

    Die große Koalition wäre aber wohl nur die allerletzte Möglichkeit, wenn in Schleswig-Holstein weder die Jamaika-Flagge wehen noch die Ampel blinken sollte.

    Aber zuerst blickt alles nach NRW

    Sicher ist: Besonders eilig haben die Parteien nicht mit ihren Sondierungen. Grund: Die Wahl in NRW am 14. Mai. FDP-Spitzenkandidat Wolfgang Kubicki machte klar: „Vor allen Dingen kann ich Ihnen sicher sagen: vor dem Wahltag in NRW wird es keine Verhandlungen geben.“ Die Grünen-Spitzenkandidatin Monika Heinold ging ebenfalls davon aus, dass es erst in der übernächsten Woche Gespräche geben werde. Die meisten Politiker seien in Nordrhein-Westfalen im Wahlkampf, sagte Kubicki. Er wisse, dass auch Daniel Günther (CDU) nach seinem Erfolg dort gebraucht werde.

    (W.B./dpa)