Berlin. Wegen hoher Mieten können Geringverdiener auch mit Vollzeitjob in den Hartz-IV-Bezug rutschen. Dies zeigt eine Anfrage der Linken.

Auch nach der Erhöhung des Mindestlohns auf 8,84 Euro Anfang 2017 wird das Einkommen von Singles in Großstädten oft nicht zum Leben reichen: Vor allem wegen der hohen Mieten sind Geringverdiener trotz Vollzeitjob weiter auf ergänzende Hartz-IV-Leistungen angewiesen. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage von Linke-Fraktionsvize Klaus Ernst hervor, die unserer Redaktion vorliegt. Die Zahlen stammen aus dem Bundesarbeitsministerium von Andrea Nahles (SPD).

Die Regierung errechnet sich einen ausreichenden Mindestlohn

Danach müsste in München ein vollzeitbeschäftigter Arbeitnehmer einen Stundenlohn von 10,04 Euro erhalten, um aus dem Hartz-IV-Bezug zu rutschen, in Hamburg von 9,12 Euro, in Frankfurt/Main von 9,89 Euro, in Berlin von 8,97 Euro, in Köln von 9,24 Euro. „Im Westteil des Landes kann man in den Städten vom Mindestlohn nicht die Miete bezahlen“, sagte Klaus Ernst dieser Zeitung. „Damit verfehlt der Mindestlohn seine zentrale Funktion, die Existenz zu sichern, da er viel zu niedrig ist.“ Der Mindestlohn von 8,50 Euro wird zum 1. Januar 2017 auf 8,84 Euro angehoben.

Nach Berechnungen der Regierung muss ein Ein-Personen-Haushalt im Bundesdurchschnitt rund 1390 Euro (Westdeutschland 1410 Euro, Ostdeutschland 1215 Euro) verdienen, um aus dem Hartz-IV-Leistungsbezug inklusive der Kosten der Unterkunft auszuscheiden. Bei einer durchschnittlichen tariflichen Wochenarbeitszeit von 37,7 Wochenstunden entspricht dies einem Stundenlohn von 8,51 Euro – im Durchschnitt West müsste der Stundenlohn bei 8,63 Euro liegen, im Durchschnitt Ost bei 7,44 Euro. Beim künftigen Mindestlohn von 8,84 Euro bestünde damit keine Hartz-IV-Bedürftigkeit.

In Großstädten treiben die Mieten den Regelsatz nach oben

Doch vor allem in westdeutschen Großstädten ist die Lage wegen der hohen Mietkosten deutlich ungünstiger – die Lücke zwischen Bedarf und Mindestlohn ist teilweise drastisch: In München kommt ein Single nach den Regierungsangaben erst bei einem Monatsbruttoeinkommen von 1640 Euro über die Hartz-IV-Schwelle, in Hamburg liegt die Grenze bei 1490 Euro, in Berlin bei 1465 Euro, in Köln bei 1510 Euro – der Mindestlohn würde dafür nicht reichen. Ernst sagte: „Statt Mindestlohn sollten wir vom Mangellohn reden.“ Die Linke fordere einen Mindestlohn von zwölf Euro, erklärte der Fraktionsvize weiter.

Laut Regierungsangaben sind neben den Metropolen auch Universitätsstädte betroffen. In Münster beispielsweise liegt die Hartz-IV-Grenze für einen Single bei 1540 Euro, was einem Stundenlohn von 9,43 Euro entspricht.

Das ist das aktuelle Bundeskabinett

Die Bundesregierung von Kanzlerin Angela Merkel umfasst 14 Ministerien. Wir zeigen, welche Köpfe an der Spitze der Ministerien stehen. Angela Merkel (CDU) ist seit 2005 Bundeskanzlerin und leitet damit das Kabinett.
Die Bundesregierung von Kanzlerin Angela Merkel umfasst 14 Ministerien. Wir zeigen, welche Köpfe an der Spitze der Ministerien stehen. Angela Merkel (CDU) ist seit 2005 Bundeskanzlerin und leitet damit das Kabinett. © Getty Images | Sean Gallup
Sigmar Gabriel (SPD) wechselte im Januar 2017 ins Außenministerium.
Sigmar Gabriel (SPD) wechselte im Januar 2017 ins Außenministerium. © REUTERS | REUTERS / AZAD LASHKARI
Frank-Walter Steinmeier (SPD) ist am 12. Februar 2017 zum zwölften Bundespräsidenten gewählt worden. Er war zuvor Außenminister.
Frank-Walter Steinmeier (SPD) ist am 12. Februar 2017 zum zwölften Bundespräsidenten gewählt worden. Er war zuvor Außenminister. © REUTERS | REUTERS / FABRIZIO BENSCH
Brigitte Zypries (SPD) ist seit 2017 die neue Bundesministerin für Wirtschaft und Energie im Kabinett Merkel III. Sie beerbt damit Sigmar Gabriel.
Brigitte Zypries (SPD) ist seit 2017 die neue Bundesministerin für Wirtschaft und Energie im Kabinett Merkel III. Sie beerbt damit Sigmar Gabriel. © dpa | Sebastian Kahnert
Thomas de Maizière (CDU) steht an der Spitze des Bundesministeriums für Inneres.
Thomas de Maizière (CDU) steht an der Spitze des Bundesministeriums für Inneres. © REUTERS | JOACHIM HERRMANN
Heiko Maas (SPD) trifft die Entscheidungen im Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz.
Heiko Maas (SPD) trifft die Entscheidungen im Bundesministerium für Justiz und Verbraucherschutz. © imago | M. Popow
Wolfgang Schäuble (CDU) leitet das Bundesministerium für Finanzen.
Wolfgang Schäuble (CDU) leitet das Bundesministerium für Finanzen. © picture alliance / Christina Sab | dpa Picture-Alliance / Christina Sabrowsky
Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales wird geleitet von Andrea Nahles (SPD).
Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales wird geleitet von Andrea Nahles (SPD). © dpa | Soeren Stache
Christian Schmidt (CSU) ist Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft.
Christian Schmidt (CSU) ist Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft. © dpa | Daniel Karmann
Ursula von der Leyen (CDU) ist als Bundesministerin für Verteidigung die Chefin der Bundeswehr.
Ursula von der Leyen (CDU) ist als Bundesministerin für Verteidigung die Chefin der Bundeswehr. © picture alliance / dpa | dpa Picture-Alliance / Axel Heimken
Katarina Barley (SPD) steht seit dem 2. Juni 2017 an der Spitze des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.
Katarina Barley (SPD) steht seit dem 2. Juni 2017 an der Spitze des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. © picture alliance / NurPhoto | dpa Picture-Alliance / Emmanuele Contini
Sie trat die Nachfolge von Manuela Schwesig (SPD) an, die seit Juli 2017 Ministerpräsidentin Mecklenburg-Vorpommerns ist.
Sie trat die Nachfolge von Manuela Schwesig (SPD) an, die seit Juli 2017 Ministerpräsidentin Mecklenburg-Vorpommerns ist. © dpa | Michael Kappeler
Hermann Gröhe (CDU) ist Bundesgesundheitsminister.
Hermann Gröhe (CDU) ist Bundesgesundheitsminister. © dpa | Jörg Carstensen
Alexander Dobrindt ist Chef des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur.
Alexander Dobrindt ist Chef des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur. © dpa | Kay Nietfeld
Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit ist Barbara Hendricks (SPD) unterstellt.
Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit ist Barbara Hendricks (SPD) unterstellt. © epd | Andreas Schoelzel
Johanna Wanka (CDU) ist Leiterin des Bundesministeriums für Bildung und Forschung.
Johanna Wanka (CDU) ist Leiterin des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. © dpa | Bernd von Jutrczenka
Gerd Müller (CSU) steht an der Spitze des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.
Gerd Müller (CSU) steht an der Spitze des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. © picture alliance / Rainer Jensen | dpa Picture-Alliance / Rainer Jensen
Peter Altmaier (CDU) ist Chef des Bundeskanzleramtes und Bundesminister für besondere Aufgaben.
Peter Altmaier (CDU) ist Chef des Bundeskanzleramtes und Bundesminister für besondere Aufgaben. © picture alliance / Michael Kappe | dpa Picture-Alliance / Michael Kappeler
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