Helden des Nordens: Detlev Niebuhr und seine Kollegen arbeiten ehrenamtlich für die Malteser Migranten Medizin

Hamburg. Die meisten Patienten wollen ihren Namen nicht nennen. Auch über ihr Schicksal sprechen sie nur selten und nur dann, wenn Detlev Niebuhr danach fragt. Wer zu ihm kommt, ist krank – ohne Krankenversicherung, manchmal auch ohne Aufenthaltserlaubnis, fast immer in Not. Der 69-jährige Internist behandelt ehrenamtlich kranke Menschen, die ohne Dokumente und ohne Krankenversicherung in Hamburg leben. Wie viele es sind, weiß niemand genau. Sicher ist nur, dass die Zahl in die Zehntausende geht. „Das ist unsere Zielgruppe“, sagt Niebuhr.

Die wöchentliche Sprechstunde im Marienkrankenhaus gehört zum bundesweiten Programm des Projekts Malteser Migranten Medizin, das mittlerweile in 13 deutschen Großstädte kostenlose medizinische Hilfe anbietet. Die katholische Klinik stellt jeden Donnerstag von 16 bis 20 Uhr den Raum der chirurgischen Ambulanz für Niebuhr und seine Kollegen Helgo Meyer-Hamme und Hubertus Zimmermann bereit. Vor sechs Jahren haben die Malteser im Dienstzimmer des Krankenhausgeistlichen angefangen, Migranten zu behandeln. Doch der kleine Raum reichte schon bald nicht mehr aus. „Unser Angebot hat sich schnell herumgesprochen“, sagt Niebuhr.

Das Marienkrankenhaus stellt nicht nur die Ambulanz inklusive eines modernen Sonografiegeräts zur Verfügung, sondern zahlt auch sämtliche Verbrauchsmaterialien vom Pflaster bis zur Injektionsnadel. Die erfahrenen Ärzte arbeiten ehrenamtlich. „Es ist schrecklich, dass man uns braucht“, sagt Niebuhr, der auf einem Resthof in der Nähe von Hamburg lebt und vor seinem Ruhestand eine Dialysepraxis geleitet hat. „Die Situation ist ähnlich wie bei den Tafeln: Viele Menschen sind darauf angewiesen.“

Hier gibt es alle Informationen zu der Abstimmung.

Etwa 50 Prozent der Patienten in der Malteser Migranten Medizin kommen aus einem EU-Land. Zumeist haben sie einen rumänischen oder bulgarischen Pass, sind auf der Suche nach Arbeit in der reichen Metropole gestrandet und haben keine Krankenversicherung. Zu den Patienten gehören auch Deutsche, die den Schutz einer Krankenversicherung verloren haben. Die Gesetzeslage schließe diesen Verlust theoretisch aus, sagt Niebuhr. Tatsächlich begegnet er in der Praxis immer wieder Menschen ohne Versicherungsschutz.

„Für viele Menschen sind wir der Hausarzt“, sagt Niebuhr über sich und seine Kollegen. Braucht der Patient einen Facharzt, bitten die Migrantenmediziner um Unterstützung bei niedergelassenen Kollegen, die kostenlos helfen und keine Fragen stellen. Medikamente spendet ein Verein. Eine Clearingstelle stellt Geld zur Verfügung, damit Röntgenbilder und andere medizinische Dienstleistungen bezahlt werden können, die nicht ehrenamtlich zu leisten sind. 1500 Männer, Frauen und Kinder haben bislang bei Niebuhr und seinen Kollegen Hilfe gesucht – Tendenz steigend. „Die meisten sind sehr still“, sagt Niebuhr. Viele bedanken sich mit wenigen Worten: „God bless you – Gott segne Sie.“

Hier können Sie den NDR-Beitrag über Detlev Niebuhr anhören.

Helden des Nordens ist eine Gemeinschaftsaktion des Hamburger Abendblatts mit NDR Info und drei Tageszeitungen. Bis zum Freitag stellen wir Kandidaten vor, die ehrenamtlich Herausragendes in Norddeutschland geleistet haben.

Die Abstimmung beginnt am Sonnabend, 13. Dezember, um 6 Uhr. Die Nummer für die telefonische Teilnahme lautet 0137/5951050. Kosten: 14 Cent pro Anruf aus dem deutschen Festnetz. Wenn Sie per Post abstimmen möchten, schreiben Sie an: NDR, Helden des Nordens, 20140 Hamburg.

Teilnahmeschluss ist der 17. Dezember, 12 Uhr. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.