Aber es gibt nicht die ideale Größe einer Lerngruppe

Wer über die richtige Größe von Schulklassen diskutiert, muss aufpassen. Vor allem von Menschen, deren Schulzeit schon etwas länger zurückliegt, kommt schnell das Argument, dass früher 40 und noch mehr Kinder zusammensaßen und auch etwas gelernt haben. Wer glaubt, einst und jetzt seien in diesem Punkt miteinander vergleichbar, der irrt.

Mit dem Drill früherer Jahrzehnte lässt sich heute keine Schule mehr machen. Der „Pauker“ würde an dem häufig erstaunlich selbstbewussten Auftreten selbst jüngerer Schüler vermutlich scheitern. Entscheidender aber ist: Der Unterricht und das Selbstverständnis der Pädagogen haben sich glücklicherweise verändert. Heute muss es vielmehr darum gehen, gerade auch die verborgenen Potenziale der Stillen und der Störer, der Störrischen und der Ruhelosen zu heben und dabei nicht die eifrigen und schnellen Lerner zu vergessen. Selten dürften die individuellen Voraussetzungen der Schüler so unterschiedlich gewesen sein wie gerade heute in entwickelten Gesellschaften mit ihrer verhängnisvollen Tendenz zur sozialen Spaltung. Für große Städte wie Hamburg mit einem hohen Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund gilt das in besonderem Maße.

Je mehr Aufmerksamkeit der Pädagoge jedem einzelnen Schüler schenken kann, desto besser. Da macht es einen substanziellen Unterschied, ob 20 oder 30 Jungen und Mädchen im Klassenraum sind.

In Wahrheit ist aber auch: Es gibt nicht die ideale Klassengröße. Schulen in sozialen Brennpunkten müssen kleinere Lerneinheiten bilden, schon weil deren Schüler häufiger sprachliche Probleme mit in den Klassenraum bringen. In eher bürgerlichen Gebieten mit bildungsorientierten Familien ist der Anteil der Kinder, die sich gut konzentrieren können, deutlich höher. Hier sind größere Gruppen durchaus möglich.

Insofern geht der Hamburger Senat den richtigen Weg, den CDU, SPD und Grüne im „Schulfrieden“ vorgezeichnet haben: Die Absenkung der Klassenfrequenzen vor allem an Grund- und Stadtteilschulen kann die Unterrichtsqualität und den Bildungserfolg des Einzelnen spürbar steigern.