Verteidigungsminister Thomas de Maizière steht ein neues Kostendebakel ins Haus: Die für den Kampfjet „Eurofighter“ bewilligten 14,7 Milliarden reichen wohl nicht aus. Wechselt de Maizière zur Nato?

Berlin. Auf eine Sache kann man sich als deutscher Verteidigungsminister verlassen – auf Ärger mit dem „Eurofighter“. Seit Beginn der Entwicklung vor 25 Jahren hat das größte europäische Rüstungsprojekt jedem Ressortchef Probleme bereitet. Das war schon Ende der 80er Jahre so, als das Projekt noch „Jäger 90“ und der Verteidigungsminister noch Manfred Wörner hieß. Jetzt ist der aktuelle Amtsinhaber Thomas de Maizière (ebenfalls CDU) an der Reihe.

Der „Spiegel“ berichtete am Wochenende, dass die Kosten für die Ausstattung der Bundeswehr mit dem „Eurofighter“ nochmals um einige Milliarden steigen werden. Bislang wurden zum Kauf 14,7 Milliarden Euro bewilligt. Das Geld ist jetzt aber praktisch verbraucht, obwohl die Luftwaffe noch auf mehrere Dutzend Maschinen wartet. Der SPD-Verteidigungsexperte Rainer Arnold warnt bereits vor einem „weiteren Rüstungsdebakel auf Kosten der Steuerzahler“.

Derzeit hat die Bundeswehr 101 „Eurofighter“ auf ihren Flughäfen stehen. Bestellt sind bislang 143. Geplant ist die Anschaffung von 180. Bei einem Stückpreis von aktuell 93,5 Millionen Euro - zum Vergleich: der „Jäger 90“ kostete ursprünglich 33 Millionen - lässt sich ausrechnen, dass tatsächlich noch Milliarden fehlen. Der Rüstungskonzern EADS als Hersteller wird die Hightech-Flieger keinesfalls kostenlos weiterproduzieren.

Ministerium bestätigt Kostensteigerung

So bestätigte das Verteidigungsministerium am Sonntag: „Es ist richtig, dass die Kosten ansteigen.“ Grund dafür sei aber auch, dass die Maschinen in der weiteren Entwicklung auch einen „Mehrwert“ bekämen. Hier zeigt sich, dass die Bundesregierung nicht nur die Kosten im Blick hat, sondern auch großes Interesse daran, dass sich das Gemeinschaftsprojekt – zusammen mit Großbritannien, Spanien und Italien – in andere Länder verkauft.

Da passt es wenig, dass der „Spiegel“ über zwei Beinahe-Katastrophen mit „Eurofightern“ berichtet. Im Juli 2007 sei ein Jet fast in den Tower des Fliegerhorsts Neuburg in Oberbayern gerast, weil er wegen eines Software-Fehlers plötzlich um 90 Grad zur Seite gekippt sei. Eine andere Maschine habe wegen eines falsch montierten Bolzens im Fahrwerk nur mit Glück auf der Luftwaffenwerft Jever in Niedersachsen landen können. Der Hersteller EADS bestreitet Qualitätsmängel.

De Maizière hat sich noch nicht geäußert

De Maizière selbst, dessen Ruf durch das Scheitern des Drohnenprojekts „Euro Hawk“ in den letzten Wochen erheblich gelitten hat, äußerte sich nicht. Er ist schon im Urlaub. Dem einstigen Vorzeigemann des Kabinetts dürften die Berichte über neue Milliardenkosten in seinem Ressort aber ziemlich ungelegen kommen. Zweieinhalb Monate vor einer Bundestagswahl liest so etwas niemand gern.

Ebenso wenig freut sich de Maizière vermutlich über einen anderen „Spiegel“-Bericht. Das Magazin meldete am Wochenende auch noch, dass er nach der Wahl nach Brüssel wechseln könnte. Der 59-jährige CDU-Mann sei Favorit für die Nachfolge des bisherigen Nato-Generalsekretärs Anders Fogh Rasmussen, der im Sommer 2014 Platz machen wird. Bislang war Ex-Verteidigungsminister Wörner der einzige Deutsche auf diesem wichtigen Posten, von 1988 bis 1994. Im Verteidigungsministerium hieß es dazu nur: „Personalspekulationen kommentieren wir grundsätzlich nicht.“