Frankfurt. Carsharing, E-Mobilität, autonomes Fahren: Die Zukunft der Automobilität funktioniert nur mit flächendeckendem Highspeed-Internet.

Die Zeiten ändern sich: Ging es in der Autoindustrie noch vor gar nicht allzu langer Zeit vor allem um die Themen schneller, stärker, sparsamer, stehen die Hersteller inzwischen geschlossen vor der Frage: Wie fahren wir morgen? Die Mobilität der Zukunft, da sind sich alle einig, ist eine andere als die, die wir heute kennen. Und statt Hubraum und PS-Zahlen stehen andere Dinge im Fokus: Elektroantrieb, autonomes Fahren und Vernetzung. Vor allem Letztere ist entscheidend, damit die vielen bunten Zukunftsvisionen überhaupt wahr werden können.

Wenn Autos irgendwann das Steuer übernehmen sollen, funktioniert das nur, wenn die Vernetzung stimmt: Das Fahrzeug kann seinen Weg nur finden, wenn es weiß, wo es ist. Der Link zu hochauflösenden Karten und zentimetergenauen GPS-Systemen ist also unabdingbar – und mit ihr eine flächendeckende Hochgeschwindigkeits-Internet-Abdeckung.

Auch Carsharing funktioniert nur mit Vernetzung

Und natürlich macht die Car-to-Car-Kommunikation den Ingenieuren das Leben ebenso leichter wie die Verbindung zur Infrastruktur. Kennt das Auto alle freien Parkplätze in der Innenstadt, kann es – selbst oder mithilfe des Fahrers – direkt eine Lücke ansteuern. Und erst wenn das ­E-Mobil sich automatisch am Ziel eine Ladesäule reservieren kann, macht das Stromern doch richtig Spaß.

Aber auch das Carsharing funktioniert nur mit Vernetzung: Momentan geschieht die Kommunikation beispielsweise mit Car2Go- und DriveNow-Fahrzeugen nur direkt zwischen Nutzer und Auto, später einmal könnten alle Carsharing-Teilnehmer eingebunden werden, um etwa intelligente Fahrgemeinschaften mit Personen, die ohnehin den gleichen Weg haben, zu bilden.

Von einer voll vernetzten Welt sind wir noch weit entfernt

Und natürlich steht auch das Entertainment bei den Herstellern ganz oben auf der Liste: Wer nicht mehr selbst lenken muss, kann sich während der Fahrt den Film von gestern Abend zu Ende anschauen. Damit das Auto aber weiß, an welcher Stelle ich aufgehört habe, muss es vernetzt sein. Mit dem Streaming-Dienst, meinem Fernseher zu Hause oder der Smartphone-Video-App.

Das alles steckt aber noch in den Kinderschuhen: Zwar lässt sich in den meisten Fahrzeugen ein Smartphone inzwischen ganz gut einbinden, und vor allem die Premiumhersteller bieten mittlerweile auch über Amazon Alexa oder ähnliche digitale Assistenten eine Verbindung zum eigenen App-Universum an. Von einer voll vernetzten Welt sind wir aber noch weit entfernt.

Technisch ist heute schon Vieles machbar

Noch kennt das Auto nicht meinen Kalender, kann nicht selbstständig die beste Route zu den einzelnen Terminen ausfindig machen, mich bei Stau früher wecken und sich vielleicht sogar mit Lieferdiensten absprechen, die mir unterwegs noch die letzten Einkäufe ins Auto reichen.

Technisch wäre das meiste davon schon heute lösbar, doch hat die Industrie, neben der immer noch mangelnden Netzabdeckung, vor allem mit zwei Problemen zu kämpfen: Datenschutz und -sicherheit. Alle vernetzten Systeme müssen bestmöglich gegen Hacker-Angriffe gesichert sein, ehe sie auch nur die Chance auf eine Serienreife haben.

Autobauer tun sich schwer, Google & Co. in ihre Systeme zu lassen

Greifen Unbekannte ins Mediasystem ein und verstellen von außen das Radio, könnte man vielleicht noch darüber lachen. Spätestens bei der Vorstellung, dass auf Knopfdruck eines Cyber-Angreifers zig Autos auf der Autobahn eine 90-Grad-Rechtskurve machen, hört der Spaß auf.

Um solche Sicherheitslücken zu vermeiden, tun sich die Autobauer noch schwer, Vernetzungsexperten wie Facebook, Google und Co. in ihre Systeme zu lassen. Zu offen sind deren Netzwerke, die schon heute einen ganzen Schritt weiter sind als die Autoindustrie.

„Viele Kunden, die tagtäglich Bilder von sich bei Facebook posten, scheuen sich, ihre Fahrgestellnummer für unseren CarNet-Online-Dienst preiszugeben“, ist aus VW-Kreisen zu hören. Die Menschen dahin zu bringen, ist für die Industrie aber unerlässlich: Schließlich stecken hinter all den Connectivity-Diensten auch neue Geschäftsmodelle für die Autobauer.