Als Schleswig-Holstein vor zweieinhalb Wochen die Maskenpflicht an den Schulen aufhob, war an dieser Stelle zu lesen, dass das keine gute Idee sei. Eine Einschätzung, zu der nicht viel gehörte. Die vierte Corona-Welle hatte bereits begonnen, die Zahlen der Neuinfektionen stiegen überall, und ein Großteil der Kinder war nicht gegen das Virus geimpft – für die unter Zwölfjährigen ist bis heute kein Impfstoff zugelassen.
Umso erstaunlicher war, dass Schleswig-Holstein die Masken fallen ließ. Ausgerechnet das Bundesland, das im Verlauf der Pandemie so vieles besser gemacht hat als andere, machte zu diesem Zeitpunkt einen entscheidenden Fehler.
Maskenpflicht an Schulen: Unnötiges Hin und Her
Dass der bald korrigiert werden müsste, war, siehe oben, vorauszusehen. Es war ein Fehler mit Ansage, und das ist nicht das Einzige, was ihn so ärgerlich macht. Denn es wäre viel einfacher gewesen, wenn man die Maskenpflicht beibehalten hätte, zumal sich die Beteiligten, Lehrer, Schüler, Eltern, längst daran gewöhnt hatten. Das Hin und Her sorgt nun für zusätzliche Unruhe in einer sowieso schon unruhigen Zeit und bringt die Lehrerinnen und Lehrer in die blöde Situation, den Kindern erklären zu müssen, warum all das, was sie zum Thema Maske vor zweieinhalb Wochen gesagt haben, jetzt nicht mehr gelten soll.
Wie es so weit kommen konnte, wird eines der Rätsel in der ansonsten, ich wiederhole mich gern, vorbildlichen Corona-Politik Schleswig-Holsteins bleiben. Denn Bildungsministerin Karin Prien (CDU) gehörte, was Corona betrifft, nicht nur in das „Team Vorsicht“. Sie war es auch, die als eine der Ersten in Deutschland dafür sorgte, dass direkt in den Schulen all diejenigen geimpft werden konnten, die das wollten. Priens Priorität war immer, alles dafür zu tun, dass der Präsenzunterricht möglichst reibungslos durchgeführt werden kann. Dazu passte die Entscheidung, die Maskenpflicht aufzuheben, überhaupt nicht.
Und tatsächlich wurde die damals nicht von Karin Prien verkündet, sondern von ihrem Chef, von Schleswig-Holsteins Ministerpräsidenten Daniel Günther (CDU). Dass ihn diesmal sein Gespür für die richtige Entscheidung und die Entwicklung der Pandemie verlassen hat, ist erstaunlich, weil Letztere eben nicht besonders schwer vorauszusagen war. Wahrscheinlich wird er sich selbst am meisten darüber ärgern, weil ihm eine klare und langfristige Politik gegen Corona immer besonders wichtig war. Und weil eine Strategie, auf die sich alle verlassen können und die Bestand hat, Schleswig-Holstein dorthin gebracht, wo es jetzt steht. Kein Land hat niedrigere Inzidenzzahlen, nur wenige Länder haben bessere Impfquoten.
Wie lange müssen Schüler noch Masken tragen?
Damit das so bleibt, hat die Jamaika-Regierung in Kiel am Mittwoch den Masken-Fehler korrigiert und wieder den bisherigen Kurs eingeschlagen. Klare, harte Ansagen gibt es zur rechten Zeit, diesmal richten sie sich unter anderem an Touristen, die nur geimpft oder genesen ins Land dürfen. Und an die Schülerinnen und Schüler, die die Masken ab Montag im Unterricht wieder tragen müssen. Einige hatten das in den vergangenen Tagen sowieso von sich aus getan. Ein Kind, das ich dazu fragte, sagte zu mir: „Man muss doch Maske aufsetzen, wenn die Zahlen so stark steigen ...“
Wie gesagt, es hätte so einfach sein können, zumal den Fehler, die Maskenpflicht zu beenden, vor Schleswig-Holstein schon andere Länder gemacht hatten. Und es, siehe in Süd- und Ostdeutschland, später bereuten.
Bleibt die Frage, wie lange die Schüler diesmal Schutzmasken tragen müssen. Die Antwort dürfte klar sein: So lange, bis diese verdammte Pandemie wirklich beendet ist und auch die Jüngsten geimpft sind. Alles andere wäre wieder – ein Fehler.
Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: Kommentare