Hamburg. Wenn eines Tages die Corona-Pandemie überwunden ist, wird es viele Rückblicke geben. Die Bilder von Armee-Lastern, die in Bergamo Leichen zu Krematorien transportieren, werden in keinem Magazin, in keinem Buch, in keiner Dokumentation fehlen.
Jede Katastrophe weckt Urängste. Zu diesen gehört, dass man seinen Liebsten verliert, ja, dass man ihn nicht einmal mehr auf seinem letzten Weg begleiten kann. Nun sind Zustände wie in Italien nach menschlichem Ermessen in Deutschland unvorstellbar. Und doch verändert das Virus auch hierzulande die Bestattungskultur.
Vor allem die Beschränkung der Zahl der Trauergäste wird viele Familien belasten. Schon die Obergrenze von 20 Trauernden wird dazu führen, dass viele Vereinsmitglieder und Nachbarn dem Verstorbenen nicht mehr die letzte Ehre erweisen können. Bei nur noch sechs Trauergästen wie nun in Ohlsdorf werden häufig selbst Enkelkinder nicht mehr Abschied nehmen können.
Auch Bestatter sind Helden des Alltags
Und doch ist die Entscheidung richtig. Gerade Trauer braucht Nähe, braucht Halt. Entsprechend groß ist trotz aller Abstandsregeln die Ansteckungsgefahr bei Beerdigungen.
Bestatter und Seelsorger haben nun die unangenehme Pflicht, den Angehörigen den Sinn dieser Maßnahmen zu vermitteln. Auch die Einschränkungen bei Trauerfeiern werden Familien hart treffen, zumal das traditionelle Kaffeetrinken in einem Restaurant ebenfalls abgesagt werden muss, da alle Gaststätten schließen mussten.
Wenn in diesen Tagen zu Recht Pflegekräfte, Ärzte und Supermarkt-Angestellte als Helden des Alltags gefeiert werden, ist von Bestattern nie die Rede. Dabei ist auch ihr Dienst an unserer Gesellschaft gerade in Coronazeiten so wichtig, ja unbezahlbar. Auch für sie sollten wir abends applaudieren.
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