Hamburg. Dem Krieg wohnt die Zuspitzung inne. Wann um Himmels willen wollen wir auf Diplomatie drängen?

Krieg stumpft ab. Als am Dienstagmorgen Teile der Staumauer des Kachowka-Damms im Süden der Ukraine zerbarsten, werden manche hierzulande mit den Schultern gezuckt haben. 16 Monate nach dem Überfall der Russen auf die Ukraine haben wir uns an Hiobsbotschaften, Gräueltaten, den täglichen Horror und Terror des Kampfes längst gewöhnt. Nur wenn etwas nicht Alltägliches passiert, kehrt der Krieg in Europa auf die vorderen Plätze und ins Bewusstsein zurück.

Und es dauerte nicht lange, da wurde die Untat (oder das Unglück?) instrumentalisiert: Der ukrainische Regierungschef Denys Schmyhal sprach von einem „Ökozid“, einem „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“, EU-Ratspräsident Charles Michel nannte es ein Kriegsverbrechen, der tschechische Außenminister Jan Lipavsky fühlte sich an „den Einsatz von Massenvernichtungswaffen“ erinnert.