Meinung
Sie haben Post

Zwischen Hamburg und Berlin

| Lesedauer: 2 Minuten
Lars Haider (l.) ist Chefredakteur des Hamburger Abendblatts, Christoph Schwennicke ist Geschäftsführer der Verwertungsgesellschaft Corint Media in Berlin.

Lars Haider (l.) ist Chefredakteur des Hamburger Abendblatts, Christoph Schwennicke ist Geschäftsführer der Verwertungsgesellschaft Corint Media in Berlin.

Foto: Laible/Berghäuser

Ein E-Mail-Wechsel von Abendblatt-Chefredakteur Lars Haider und Christoph Schwennicke – diesmal über Kubickis Habeck/Putin-Vergleich.

Christoph Schwennicke und Lars Haider pflegen eine E-Mail-Freundschaft, die wir jeden Sonnabend hier veröffentlichen.

Haider: Lieber Christoph, muss man Robert Habeck einmal sagen, dass die Verbindung der Grünen mit der SPD und der FDP keine Ehe ist, bei der man seinen enttäuschten Gefühlen auch mal freien Lauf lassen kann, sondern eine wichtige Zweckgemeinschaft, in der es nicht darum geht, dass der eine dem anderen Vorwürfe macht?

Schwennicke: Ja. Und Wolfgang Kubicki muss man sagen, dass ein Vergleich von Habeck mit Putin auch mit einer Entschuldigung nicht aus der Welt ist. So was bleibt kleben.

Haider: Was ist denn da gerade los, dass die beiden so aufgeregt sind? Sie sind doch lange genug in der Politik, um zu wissen, was sie mit solchen Aussagen auslösen. Wobei du natürlich recht hast, dass die von Kubicki deutlich eine Nummer härter ist ...

Schwennicke: Grün und Gelb geht nicht zusammen. Das wird auch nix mehr. Das hält zwar wahrscheinlich bis zum Ende der Legislatur. Aber unter Qualen.

Haider: Und dann bleibt nur Schwarz-Grün oder die Große Koalition als Regierungsoption übrig, weil FDP und Grüne sich künftig bei Regierungsbildungen aus dem Wege gehen? Das wäre keine gute Nachricht für Olaf Scholz, der beide zum Regieren braucht ...

Schwennicke: Theoretisch geht ja auch Rot-Grün oder Rot-Gelb. Aber davon sind die Umfragen weiter weg denn je.

Haider: Also muss Olaf Scholz jetzt im eigenen Interesse alles tun, um die anderen wieder einzufangen. Oder kann das nicht gelingen, weil Robert Habeck jetzt so viel Werbung in eigener Sache machen muss, Stichwort: Kanzlerkandidatur, dass er auf den großen Koalitionspartner keine Rücksicht nehmen kann?

Schwennicke: Also ob Habeck im Moment an seine etwaige Kanzlerkandidatur denkt, wage ich zu bezweifeln. Und Scholz muss die Dinge so oder so wieder einfangen. Das wird auch gelingen in der konkreten Sache. Aber die strukturelle Zerrüttung wird bleiben.

Haider: Das heißt, dass die Grünen und FDP in den nächsten Monaten noch weiter auseinanderrücken und Werbung in eigener Sache machen?

Schwennicke: Das muss nicht sein. Denn sie bekommen ja beide in den Umfragen die Quittung dafür. Aber sie werden nicht mehr vertrauensvoll zusammenarbeiten. Das ist wie zwischen Müntefering und Merkel. Nachdem sie ihn bei der Rente mit 67 hängen ließ, war der Ofen aus.

Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: Meinung