Meinung
Leitartikel

Mickrige Renditen: Sparer, aufwachen!

| Lesedauer: 3 Minuten
Oliver Schade leitet das Wirtschaftsressort beim Abendblatt.

Oliver Schade leitet das Wirtschaftsressort beim Abendblatt.

Foto: Andreas Laible / HA

Viele Banken dürfen sich über zwei Prozent Zinsen freuen, zahlen aber ihren Kunden kaum etwas. Da hilft nur ein Wechsel

Es ist noch nicht allzu lange her, da bestimmte ein Schlagwort die Schlagzeilen der Wirtschaftsberichterstattung: Strafzinsen. Die Banken und Sparkassen sprachen lieber von Verwahrentgelt, klingt schließlich netter, bedeutet aber letztlich für den Sparer dasselbe. Menschen, die Geld für das Alter oder eine größere Anschaffung zurücklegen wollten, bekamen dafür keine Rendite mehr, sondern mussten an ihr Geldinstitut Zinsen zahlen. Die meisten Banken und Sparkassen begründeten dieses Vorgehen mit der Negativzinspolitik der Europäischen Zentralbank. Schließlich müssten sie ja selbst bei der EZB Verwahrentgelte bezahlen. Schon damals gab es allerdings Studien, die zeigten, dass nicht wenige Geldinstitute finanzielle Vorteile aus den Negativ­zinsen für ihre Kunden zogen. Im Klartext: Sie schröpften die Sparer und steigerten damit ihre Gewinne.

Mittlerweile müssen bei der EZB keine Verwahrentgelte mehr bezahlt werden. Im Gegenteil. Banken, die Geld bei den Frankfurter Währungshütern hinterlegen, dürfen sich über 2,5 Prozent Zinsen freuen. Und der private Sparer? Er schaut immer noch auf gar keine oder mickrige Renditen auf seinem Sparbuch, dem Tages- und Festgeldkonto. Vor allem Bestandskunden gehen bei den großen Banken und Sparkassen leer aus. Die Strategie der Geldinstitute: Wenn überhaupt, werden Neukunden mit höheren Zinsen angelockt, damit man ihnen im Anschluss andere Anlageprodukte mit ordentlicher Provision schmackhaft machen kann. Bei den zumeist älteren Bestandskunden setzen die Banken und Sparkassen dagegen auf Lethargie und geringe Flexibilität.

Verschieben von größeren Geldbeträgen ist kein Hexenwerk

Dabei ist das Verschieben von größeren Geldbeträgen auf ordentlich verzinste Tages- oder Festgeldkonten, die es ja vereinzelt wieder gibt, kein Hexenwerk. Fast immer genügt das Ausfüllen eines Formulars, das man in einer Postfiliale abgibt – und einer Rendite, die sich schnell auf mehrere Tausend Euro summiert, steht nichts im Wege. So gibt es aktuell bis zu 2,3 Prozent Zinsen auf Tagesgeld und 3,25 Prozent auf Festgeld bei einer dreijährigen Anlage – mit deutscher Einlagensicherung! Das heißt: Zumindest 100.000 Euro sind durch die Bundesrepublik im Falle einer Bankenpleite abgesichert. Nicht selten sogar deutlich mehr.

Dass es sich für Bankkunden lohnt, aus ihrer Lethargie zu erwachen und aktiv zu werden, zeigt ein einfaches Rechenbeispiel: Angenommen, ein älteres Ehepaar hat 200.000 Euro gespart und derzeit zu null Prozent auf einem Sparbuch ihrer Hausbank liegen. Wird dieses Geld nun in zwei Tranchen zu jeweils 100.000 Euro für drei Jahre auf zwei Festgeldkonten mit 3,25 Prozent Zinsen angelegt, so ergibt sich nach Ablauf der Zeit eine Rendite von mehr als 15.000 Euro – nach Steuern und Abgaben! Ein durchaus stolzer Ertrag für das Ausfüllen eines Formulars und den Gang zu einer Postfiliale.

Fakt ist: Viele Banken und Sparkassen sind aktuell nicht wirklich interessiert an zu hohen Einlagen, denn die Nachfrage nach Krediten ist eher gering, das eingesammelte Geld der Sparer lässt sich also nicht immer lukrativ weiter verleihen. Das ist allerdings ein Problem der Geldinstitute. An den Nöten ihrer Kunden waren viele Banken in der Strafzinszeit schließlich auch nicht interessiert. Im Gegenteil: Nicht wenige Geldinstitute setzten sie mit Ultimaten sogar massiv unter Druck: Entweder Sie zahlen die Strafzinsen oder Sie müssen sich eine andere Bank suchen! Nun sitzen endlich die Sparer wieder am längeren Hebel, sie müssen ihn nur bedienen und aktiv werden.

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