Hamburg. Wir haben uns an das Morden in Europa gewöhnt – und tun zu wenig, es zu beenden. Wir müssen über den Konflikt hinausdenken.

Am Mittwoch hat der Deutsche Bundestag das Menschheitsverbrechen Holodomor in der stalinistischen Sowjetunion als Völkermord anerkannt. Es ist gut, dass das Aushungern von Abertausenden – in den 30er-Jahren sollen bis zu sieben Millionen Menschen verhungert sein – endlich in den Köpfen und Geschichtsbüchern ankommt. Und doch bleiben Fragen zurück, auch wenn sich Ampel und Union ausnahmsweise einig waren.

Denn noch 2019 sahen die beteiligten Parteien alles anders: Damals riet das Auswärtige Amt davon ab, den Hungerterror als Völkermord anzuerkennen. Die Bundesregierung bezweifelte, „dass Ereignisse, die vor 1948 stattgefunden haben, völkerrechtlich als Genozid bezeichnet werden können“. Im Holodomor starben nicht nur Ukrainer, sondern auch Russen und schätzungsweise 1,5 Millionen Kasachen.