Hamburg. Besserwisserei ist unangebracht – ebenso Kritik an Dingen, ohne die es den Wohlstand in Deutschland nicht geben würde.

Es gehört in Deutschland fast schon zum guten Ton, sich über die Fußball-WM in Katar aufzuregen, und es ist so wunderbar einfach, weil das Land und seine Menschen weit weg sind und man trotz aller Berichterstattung nur wenig darüber weiß. Also bedient man sich des Schwarz-Weiß-Schemas, das in Deutschland häufig benutzt wird, wenn es um die Bewertung anderer Staaten geht: Entweder ist alles schlecht oder alles gut, Letzteres allerdings deutlich seltener.

Mit irgendetwas dazwischen, also mit Grautönen, tun wir uns schwer, übrigens gern vor großen Sportereignissen wie Olympischen Spielen oder, wie jetzt, einer Fußballweltmeisterschaft. Wobei es mit der Empörung über Menschenrechtsverletzungen im Ausrichterland schnell vorbei war, wenn der erste Deutsche eine Goldmedaille um den Hals hängen oder die Nationalmannschaft das erste Spiel gewonnen hatte. Ich bin gespannt, wie viele derjenigen, die jetzt vehement fordern, die WM in Katar nicht zu unterstützen, am Ende doch vor dem Fernseher sitzen, zumindest, wenn das eigene Team spielt.