Hamburg. Trotz erheblicher Bedenken von verschiedenen Seiten klammert sich Hamburgs Senat weiter an die Idee, ein schwimmendes Flüssigerdgas-Terminal im Hafen zu errichten. Die Hafenwirtschaft ist dagegen. Sie befürchtet Einschränkungen im Schiffsverkehr. Gleiches gilt für Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos). Der darf das nur öffentlich nicht so deutlich sagen. Selbst Energieexperten werfen die Frage auf, warum dieses Terminal ausgerechnet in dem sehr engen und sensiblen Wirtschaftsraum realisiert werden soll. Schließlich stehen mit Wilhelmshaven, Brunsbüttel und ab 2024 Stade und Lubmin vier weitere Standorte zur Verfügung, die ein solches schwimmendes Flüssiggasterminal aufnehmen sollen, um die Gasversorgung Deutschlands sicherzustellen.
Warum also kämpfen Bürgermeister
Peter Tschentscher (SPD) und Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) weiter für das Projekt? Zum einen ist es eine Frage der Ehre. Hamburg könnte Verantwortung zeigen und Deutschland zumindest teilweise aus der Gasklemme helfen.
Zum anderen ist es purer Eigennutz. Mit dem Prestige-Projekt LNG-Terminal lässt sich leichter die Tatsache verdrängen, dass der Senat eigentlich mit seiner Energiepolitik gescheitert ist. Kurz gesagt: Die Ersetzung des Kohlekraftwerks Moorburg durch einen Energie-Mix, dessen Grundlage Gas ist – beispielsweise durch das im Bau befindliche Gas- und Dampfturbinenkraftwerk auf der Dradenau –, funktioniert aufgrund des Gasmangels nicht. Natürlich konnten Tschentscher und Kerstan nicht das Ende der russischen Lieferungen vorhersehen. Sie könnten aber so ehrlich sein zuzugeben, dass sie sich verzockt haben.
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