Meinung
Kommentar

Der unglückliche Moorburg-Vorstoß von Westhagemann

Marc Hasse ist Redakteur im Ressort Landespolitik.

Marc Hasse ist Redakteur im Ressort Landespolitik.

Foto: Andreas Laible / HA

Wirtschaftssenator Michael Westhagemann sorgt mit seiner Moorburg-Überlegung für Irritationen – denn ein Rückbau ist nicht möglich.

Hamburgs Wirtschaftssenator Michael Westhagemann war bisher als ein zukunftsgewandter Politiker zu erleben: Er machte sich etwa für den Einsatz von künstlicher Intelligenz in Wirtschaft und Industrie stark, er unterstützte offene Hightech-Werkstätten (Fab Labs) für jedermann in Hamburg, pries Wasserstoff als zentrale Technologie auf dem Weg zur Klimaneutralität.

Ganz in seinem Sinn ist deshalb eigentlich das Hamburger Vorhaben, auf dem Gelände des abgeschalteten Kohlekraftwerks Moorburg „im großen Stil grünen Wasserstoff zu produzieren“ – so formulierte es jüngst Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD).

Neustart ist nicht mehr möglich

Umso verwunderlicher ist Westhagemanns Überlegung, Moorburg im Falle eines Lieferstopps von Gas aus Russland für die Stromproduktion zu reaktivieren. Damit stellt sich der parteilose Senator nicht nur gegen die Senatslinie, der er zugestimmt hatte, sondern ignoriert offenbar, dass ein Neustart laut Vattenfall „technisch und wirtschaftlich nicht mehr darstellbar“ ist. Dem Senat zufolge kam auch das Bundeswirtschaftsministerium zu dieser Einschätzung. Westhagemann agiert deshalb hier unglücklich.

Natürlich muss die Politik alles tun, damit Deutschland auf Engpässe bei der Gas- und Stromversorgung so gut wie möglich reagieren kann. Aber sie darf dabei nicht die Klimakrise aus den Augen verlieren, die durch den russischen Angriffskrieg nach hinten gerückt ist auf der Agenda. Es braucht dringend Vorhaben wie eine Wasserstoffproduktion auf dem Kraftwerksgelände, damit der Ausbau der regenerativen Energien gelingt. Wer sogar die Vorzeigeprojekte infrage stellt (und wenn auch nur zeitweise), riskiert damit, dass die Energiewende insgesamt an Tempo verliert.

Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: Meinung