Hamburg. Vielleicht war der alte Grieche Heraklit aus heutiger Sicht ein Zyniker. Dass der Krieg der Vater aller Dinge ist, wie der Frühphilosoph überspitzt formulierte, erweist sich aber auch heute als nicht ganz falsch. Wie die Corona-Krise der Digitalisierung einen Raketenschub verpasste, wirkt sich der Ukraine-Krieg auf die Energiewende aus. Weil fossile Energieträger vor allem aus dem Putin-Reich stammen, ist der Ausbau der Windenergie für fast alle Parteien zur Frage nationaler Sicherheit mutiert. Sogar Union und SPD haben nun verstanden, dass man sich kriegswütigen Autokraten besser nicht ausliefert.
Nun kommt es darauf an, aus der miesen Lage das Beste zu machen, schnell herauszukommen aus der Abhängigkeit von Öl und Gas – und Solar- und Windenergiegewinnung massiv auszubauen. Dass das auch fürs Klima wichtig ist, dürften nach den Temperaturen dieser Woche nur noch Knallchargen leugnen. Wenn die schnelle Energiewende gelingen soll, muss sich vor allem im Konkreten schnell viel ändern.
Windräder: Für Hamburg ist die Herausforderung groß
Genehmigungsverfahren müssen beschleunigt, Abstands- und Höhenvorgaben für Windräder flexibilisiert werden – und mehr Menschen müssen sich daran gewöhnen, aus ihren Fenstern auf Windräder zu blicken. Für Hamburg als Stadtstaat ist die Herausforderung besonders groß. Aber zugleich bietet der Hafen ein relativ konfliktfrei mit Rotoren zu bestückendes Areal.
Allerdings muss auch die Politik schneller werden: Der Flächennutzungsplan muss zügig überarbeitet werden, um Neubau, Erneuerung und Vergrößerung von Anlagen zu ermöglichen. Es braucht mehr Personal in den zuständigen Behörden – und den politischen Mut zu Konflikten. Um es nicht mit Heraklit, sondern mit Herbert (Grönemeyer) zu sagen: Es ist „Zeit, dass sich was dreht“.
Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: Meinung