Hamburg. Viele Deutsche mögen sich nicht mehr an die Corona-Regeln halten, Zahlen werden kaum noch beachtet – wer will es ihnen verdenken?

Pfingsten hätte ich gerne mit Karl Lauterbach verbracht – zumindest hätte ich gerne gesehen, wie denn der Gesundheitsminister auf ein deutsches Volksfest im ersten Nachpandemiejahr reagiert hätte. Bevor nun der Blutdruck mancher Leser gefährlich steigt: Mir ist durchaus bewusst, dass Corona noch nicht vorbei ist, die Inzidenzen hoch bleiben und weiterhin auch Menschen an dem Virus sterben.

Aber die Pandemie ist für viele Mitbürger trotzdem vorbei – wenn man die wissenschaftliche Definition betrachtet. Medizinhistoriker sprechen von einem Ende einer Pandemie, wenn sie vom Radarschirm vieler verschwindet. Das Virus muss also nicht weg sein, aber es ist für die Menschen weniger furchteinflößend, nicht mehr allgegenwärtig, es stiehlt sich langsam aus der Wahrnehmung. Bei manchem Journalisten mag das noch etwas anders sein, aber wer sich umschaut, ahnt: Die Menschen interessiert Corona kaum noch. Ich kenne mehr Hamburger, die auf die Füllstände der Gasspeicher starren als auf die Zahlen des Robert-Koch-Instituts.