Hamburg. Nicht jede Hamburgerin und jeder Hamburger dürften sich freuen, wenn am Wochenende nach zweijähriger Corona-Zwangspause wieder die Harley Days in der Hansestadt steigen. Im Gegenteil: Viele verbinden das Fest Tausender Motorradfans mit einer Menge Abgase und vor allem mit laut röhrenden Maschinen im ganzen Stadtgebiet – manche noch eigens getunt, um für den richtigen Sound zu sorgen.
Bei allem Verständnis für die neu erwachte Lebenslust nach jahrelanger Corona-Tristesse und ebenso für die Freude mancher Gastronomen und Hoteliers über das Geld, das die Biker in die Kassen spülen: Ein Fest von schwer motorisierten Zweiradfans ist nicht mehr zeitgemäß. Und das nicht nur, weil sich die Stadt in 51 Wochen im Jahr um eine nachhaltige Senkung der Lärmbelastung bemüht, dann aber an einem Wochenende das Röhren von Tausenden Maschinen zulässt.
Harley Days wirken in Zeiten wie diesen unangebracht
Allein bei der traditionellen Ausfahrt am Sonntag dürften wohl rund 7000 bis 10.000 Biker mitfahren. Dabei ist schon ein einzelnes hochtourig gefahrenes oder manipuliertes Motorrad bisweilen kilometerweit zu hören. Wenn die Spritpreise steigen und das ganze Land über eine sich zuspitzende Energieknappheit diskutiert, wirkt die zelebrierte Lust an möglichst vielen PS befremdlich. Der Kampf gegen den Klimawandel schließlich ist keineswegs nur die Angelegenheit von einigen Schülern, die jeden Freitag auf die Straße gehen. Er geht uns alle an.
Die Harley Days sind in der Stadt seit Längerem umstritten; in diesem Jahr erscheinen sie wie aus der Zeit gefallen. Hamburg braucht Großveranstaltungen. Die Frage ist nur, ob das die Harley Days sein müssen.
Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: Meinung