Hamburg. Weltbekanntes Institut möchte ein aktuelles Deutschlandbild vermitteln – aber in welchem Land ist es zu Hause?

Vermutlich ist die Bahn mal wieder schuld. Ich saß am späten Abend, wohl zu der halben Nacht, am Bremer Hauptbahnhof. Mein Zug hatte die üblichen 52 Minuten Verspätung – eine Normalität, die hierzulande niemanden mehr aufregt, Italienern aber vermutlich die Schamesröte ins Gesicht treiben würde. Meine Lieblingswochenzeitung mit den vier Buchstaben hatte ich ausgelesen, als mir eine Beilage in die Hände fiel. Die Aufmachung war seltsam, der Titel „das goethe“ noch seltsamer – am seltsamsten aber war der Inhalt.

Sollten Sie „das goethe“ nicht kennen – es handelt sich um das „Kulturmagazin“ des Goethe-Instituts, dieser großen Institution, die seit 71 Jahren für die deutsche Sprache werben soll. Inzwischen sind mit dem kulturellen Austausch („Dialog der Hemisphären“) und der Vermittlung eines aktuellen Deutschlandbildes weitere Aufgaben hinzugekommen. Das etwas großspurige „Kulturmagazin“ 1/2022 dreht sich um ein aktuelles Thema – den Feminismus, der hier lieber im Plural Feminismen daherkommt. In Zeiten der atomisierten Gesellschaft kommt man wohl nur noch in der Mehrzahl weiter.