Auch die Wörter benötigen einen Bauplan, um zum Satz zu werden. Stimmt der Plan nicht, dann bricht der Text zusammen.

Eine Leserin, selbst schon über sechzig, bedankte sich für meine Kolumnen, die sie jeden Dienstag mit Spannung erwarte. Häufig nehme sie eine „Deutschstunde“ mit, wenn sie ihre 99 Jahre alte Mutter besuche, wobei sie einige Stellen im Text markiert habe, die die alte Dame bestimmt interessieren und manche Erinnerung hervorrufen würden. Nur mit der Grammatik möchte sich ihre Mutter im hohen Alter nicht mehr beschäftigen.

Das ist die Krux eines Autors, dass er die Tücken der deutschen Sprache nicht erklären kann, ohne die Tücken der Grammatik in aller Deutlichkeit aufs Tapet zu bringen. Ich habe mich als Germanist und Journalist mein Berufsleben lang und auch jetzt im Ruhestand stets bemüht, diese Stolpersteine nicht allzu trocken darzubieten und jeden Fach­begriff ins Deutsche zu übertragen. Nach nunmehr 850 Folgen der „Deutschstunde“ setze ich aber voraus, dass Begriffe wie „Plural“ oder „Verb“ auch ohne Übersetzung in die ältere Generation vorgedrungen sind, zumal die Jüngeren mit Bezeichnungen wie „Umstandswort“ oder „Bindewort“ nicht das Geringste anfangen können.