Die Semantik vieler Wörter lässt sich nicht im Kindergarten lösen. Warum die meisten Adjektive weit mehr als nur eine Bedeutung haben.

Wer wie ich seit mehr als 60 Jahren im täglichen Streit und Streben des Journalismus steht, darunter vor der Pensionierung im Auftrag des damals größten Zeitungshauses im Kampf für und gegen die neue Rechtschreibung, der härtet ab, den kann so leicht nichts mehr erschüttern. Selbst die Drohung nach einem offenbar gelungenen Volltreffer wider den Genderwahn, meinen Wagen abfackeln zu wollen, gehört zu den Nebengeräuschen im Leben eines Kolumnisten.

Dennoch spüre ich, dass ich mit 80 Jahren ungeduldiger geworden bin. Zwar fürchte ich, dass mir bald niemand mehr schreiben wird, wenn ich dauernd neue Regeln zur Korrespondenz mit mir herausgebe, aber es nervt doch, wenn manche Zuschriften mit überschwänglichem Lob zur „Deutschstunde“ beginnen, so als garantiere meine Kolumne die Existenz des Abendblatts und den Einzelverkauf am Dienstag, und mir dann oberlehrerhaft einen angeblichen Fehler um die Ohren hauen.