Hamburg. Corona zeigt die Schieflage im Land: Die Interessen der Kinder und Jugendlichen sind kaum relevant, die Senioren umso mehr.

Es mag nur eine Kleinigkeit gewesen sein, aber sie passt ins Bild: Die Hamburger Linkspartei hatte im Verfassungsausschuss Ende Oktober den Antrag gestellt, junge Menschen stärker an der Corona-Politik zu beteiligen – Antragstellerin Sabine Boeddinghaus folgte damit einer Initiative des Landesjugendrings, der seit langem eine Beteiligung der Jugend einfordert. Die rot-grüne Mehrheit lehnte aber ab, den Antrag in den Fachausschuss zu überweisen. Offenbar dachte sie, Corona sei vorbei – oder die Initiative kam von der falschen Partei.

Zwar demonstriert jeder Politiker bei Sonntagsreden sein Herz für die Jugend, im parlamentarischen Alltag aber sieht die Welt anders aus. Da sind die Älteren interessanter – denn sie entscheiden die Wahl. Bei der Bundestagswahl waren 12,8 Millionen Menschen über 70 wahlberechtigt – aber nur 8,7 Millionen unter 30 Jahren. Man kann es auch noch weiterrechnen: 42,2 Prozent waren unter 50 Jahren, aber 57,8 jenseits der 50. Wenn man dann noch weiß, dass die Älteren ihr Wahlrecht deutlich konsequenter nutzen als die Jüngeren, ahnt man, auf wen die Blicke der Politik fallen.