Hamburg. Viele verbinden mit dem Gendern gute Absichten – sie erreichen aber oft das Gegenteil. Der Eifer mancher Aktivisten verstört.

Ich gebe zu, eigentlich wollte ich mich über das Gendern nicht mehr ärgern. Es dürfte sich aus zwei Gründen ohnehin durchsetzen – wegen des Eifers der Freunde von Sternchen, Unterstrichen und anderen Eskapaden, vor allem aber wegen des Mangels an Widerstand gegen diese Sprachanmaßung. Längst hat ein Gewöhnungsprozess eingesetzt: Was vor wenigen Jahren noch eine skurrile Randerscheinung war, setzt sich durch – oder wird von einer Minderheit in Politik und Medien durchgedrückt.

Ein seltsamer Opportunismus bricht dem Unsinn Bahn: Wer gendert, gilt heute als locker, modern, aufgeschlossen – wer es ablehnt, als ewiggestrig, verkalkt, reaktionär. Wo es um Haltung geht, haben Argumente ausgedient. Dass das generische Maskulinum nicht viel mit dem biologischen Geschlecht zu tun hat und diese Form als sprachlicher Trampelpfad gelernt, praktisch und leistungsstark ist, spielt keine Rolle mehr.