Hamburg. Immer neue Klamotten? Nein, ohne uns! Wir steigen aus beim Shopping-Irrsinn. Es sei denn …

Wir hatten das Experiment weit vor der Pandemie beschlossen. Das ganze Jahr 2020 über wollten wir auf das Anschaffen jeglicher Klamotten verzichten, als Zeichen gegen Modewahn und Turbokonsum. Ich kann gar nicht so alt werden, um all meine Schuhe durchzuwetzen. Außerdem hatten wir all diese Shopping-Flops mitgemacht, wenn die säuselnde Fachkraft im Laden schwört, auch im fortgeschrittenen Alter könne man eine Skinny-Jeans tragen, wenn sie so optimal sitze, gerade am Po. Zu Hause sah die sündteure Pelle natürlich nur noch peinlich wurstig aus.

Nein, wir wollten nicht die Boomer sein, die diesen Planeten ruinieren. Textile Askese, so lautete unsere Mission. Einzige Ausnahme: Verschleißartikel, was umgehend Definitionsfragen aufwarf. Ich finde, dass Sportklamotten einem hohen Verschleiß unterliegen, vor allem bei Chic. Stumm öffnete die Chefin den Einbauschrank im alten Kinderzimmer. „Radklamotten für ein Dutzend Tour de Francen“, sagte sie. Ich bemängelte den Plural und merkte an, dass ich zur Vereinsausfahrt kaum im Leibchen der Saison 2019 antreten könne. „Retro“, erklärte die Chefin. Na gut.