Bei aller berechtigten Kritik am ungarischen Präsidenten Orban – die Selbstinszenierung mit Regenbogen wirkt etwas einseitig.

Da haben es ja alle Verteidiger der Menschenrechte dem ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban so richtig gezeigt: Jeder, der eine LED-Anlage sein Eigen nennt, hatte alle Lampen an – natürlich politisch korrekt in Regenbogenfarben. Jeder Politiker, dem ein Mi­krofon unter die Nase gehalten wurde, drückte Abscheu und Empörung aus. Zeitungen druckten die Regenbogenfarben, Weltkonzerne solidarisierten sich auf Twitter und färbten ihr Logo bunt – vorsichtshalber nur in den Märkten, in denen Homosexualität erlaubt ist. Seit einigen Tagen verliert sogar die Delta-Mutation ihren Schrecken, weil das, was die Ungarn planen, offenbar noch gefährlicher und schlimmer ist.

In der vergangenen Woche hatte das ungarische Parlament ein Gesetz gebilligt, das unter anderem ein Verbot vorsieht von Büchern oder Filmen, die Minderjährigen zugänglich sind und in denen Sexualität dargestellt wird, die von der heterosexuellen abweicht. Darüber hinaus steht Werbung unter Strafe, in der Homosexuelle oder Transsexuelle als Teil einer Normalität erscheinen.