Hamburg. In Deutschland verschließen viele die Augen vor der Wirklichkeit – und übersehen Chancen wie Risiken der Migration.

Werden wir Deutschen eigentlich jemals erwachsen? Betrachtet man den Umgang des Landes mit dem Thema Migration, drängen sich Zweifel auf. Geht es um Zuwanderung, bleiben viele Deutsche im Krähwinkel – oder träumen sich ins Wolkenkuckucksheim. So leugnete die Union bis vor wenigen Jahren trotz der Migration von Millionen Menschen, dass Deutschland ein Einwanderungsland sei.

Obwohl die Bundesrepublik zwischen 1955 und 1968 mit acht Ländern offizielle Anwerbe-Abkommen abschloss und den einmillionsten „Gastarbeiter“ mit großem Bahnhof und kleinem Moped begrüßte, leugnete man hartnäckig die Realität: Innenminister Manfred Kanther (CDU) schrieb noch 1998 in seinem Ausländerbericht: „Es besteht Einigkeit darüber, dass die Bundesrepublik Deutschland kein Einwanderungsland ist und nicht werden soll.“ Der Diskurs in Deutschland hatte eine Schlagseite nach rechts. Sogar der „Spiegel“ zeigte 1991 ein Cover mit einem überfüllten Boot und der Zeile „Flüchtlinge – Aussiedler – Asylanten: Der Ansturm der Armen“.