Meinung
Leitartikel

Tschentschers Konsequenz in Corona-Bekämpfung zahlt sich aus

| Lesedauer: 4 Minuten
Lars Haider,  Chefredakteur  des Hamburger Abendblatts.

Lars Haider, Chefredakteur des Hamburger Abendblatts.

Foto: Andreas Laible

Dass die zweitgrößte deutsche Stadt so früh so gut dasteht, hat etwas mit dem entschiedenen Handeln ihres Bürgermeisters zu tun.

Hamburg. Wie gut Hamburg im Kampf gegen die Corona-Pandemie dasteht, zeigt ein Wert, über den viel zu selten gesprochen wird. Die sogenannte Reproduktionszahl sollte möglichst unter eins liegen, weil dann ein Infizierter weniger als eine andere Person ansteckt. In Hamburg beträgt sie aktuell 0,7, was deshalb so erfreulich ist, weil sich bei diesem Faktor die Sieben-Tage-Inzidenz von Neuinfektionen je 100.000 Einwohner jede Woche halbiert.

Soll heißen: Am kommenden Mittwoch könnte sie in unserer Stadt schon bei rund 21 liegen, in 14 Tagen dann bei knapp zehn, in drei Wochen bei etwa fünf. Es spricht viel dafür, dass Hamburg kurz vor Beginn des Sommers und der Sommerferien wieder dort ist, wo es vor einem Jahr schon einmal war – damals sank die Sieben-Tage-Inzidenz auf bis zu 0,1.

Stadt kann mit großer Zuversicht auf die nächsten Wochen blicken

Das war 2020 vor allem dem ersten Corona-Schock zu verdanken, der dazu führte, dass die Bürgerinnen und Bürger von sich aus Kontakte auf ein Minimum reduzierten. Einen wirksamen Plan gegen die Ausbreitung des Virus gab es noch nicht. Das hat sich geändert, weswegen die Stadt mit großer Zuversicht auf die nächsten Wochen und Monate blicken kann.

Tschentscher zündet Lockerungs-Stufe 2 - was jetzt gilt:

Tschentscher zündet Lockerungs-Stufe 2 - was jetzt gilt

Der Hamburger Senat weiß, bei aller Kritik an seinem manchmal übervorsichtigen Handeln, sehr genau, was und wann er etwas tut. Die Impfungen nehmen ein Tempo auf, das Priorisierungen erst kaum noch möglich und dann unnötig macht – die Auswirkungen der Vakzine auf die Infektionszahlen wird man wahrscheinlich erst richtig Anfang Juni spüren. Die Tests gerade in den Schulen werden inzwischen routiniert und diszipliniert durchgeführt, die AHA-Regeln sind so selbstverständlich, dass es gar nicht so leicht werden wird, sie sich wieder abzugewöhnen. Muss aber ja auch noch nicht sein ...

Der Anfang vom Ende der Pandemie

Mit anderen Worten: Dies ist, zumindest in Hamburg, der Anfang vom Ende der Pandemie, die mit jedem weiteren Tag ihren Schrecken verlieren wird. Dass ausgerechnet die zweitgrößte deutsche Stadt so früh so gut dasteht, hat etwas mit der Konsequenz zu tun, mit der Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) an seiner Strategie festgehalten hat. Eine Konsequenz, die anderswo in Deutschland lange gefehlt und die es den Hamburgerinnen und Hamburgern leichter gemacht hat, sich in der schwierigen Lage zurechtzufinden.

Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick

Dass sich diese jetzt offensichtlich schneller bessert als erhofft, hängt auch viel mit der Disziplin der Menschen zusammen. Als es darauf ankam, konnte sich der Senat auf seine Bürgerinnen und Bürger verlassen – und umgekehrt. Das wird sich nun doppelt auszahlen, nämlich einerseits in der baldigen Rückkehr eines Lebens, wie wir es vor Corona kannten, und andererseits in der Anerkennung, die Hamburg aus anderen Teilen der Republik erfährt.

Aufmerksam bleiben

Der Eindruck, der entstanden ist, lässt sich in wenigen Worten zusammenfassen: Die da oben im Norden hatten und haben einen Plan. Dabei soll und muss es bleiben, auch wenn der Sommer ein schöner werden sollte. Denn was uns auf keinen Fall passieren darf, ist, dass wir noch einmal von Herbst und Winter überrascht werden. Man muss eine vierte Welle weder fürchten noch heraufbeschwören, aber wir sollten sicherheitshalber auf alles vorbereitet sein – und dafür, anders als im vergangenen Jahr, den Sommer nutzen.

Teststrategien, Digitalisierung, Impfauffrischungen können und müssen noch besser werden, damit wir nicht noch einmal in einen Lockdown müssen, damit wir den Kampf gegen das Virus auch dann bestehen können, wenn es sich weiter verändern sollte.

Hamburg hat gezeigt, dass es das kann. Darauf darf man stolz sein, ohne selbstzufrieden zu werden. Vor allem gilt es, aufmerksam zu bleiben.

Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: Meinung