Hamburg. Die Vergangenheit ist leichter zu ertragen als die Grammatik der Vergangenheit. Und: Warum die Wespe im Präsens angreift.

Es mutet wie eine Geschichte aus fernen Zeiten an, wenn wir von der maskenlosen Freiheit vor der Pandemie berichten, als ehrenamtliche Deutschlehrer und erwachsene Deutschschüler sich noch am Wohnzimmertisch zur Nachhilfestunde treffen durften. Damals sprach mich ein pensionierter Amtsrat an und bat um Hilfe. Er bereite einen Asylbewerber auf die Deutsch-Prüfung vor. Dessen Frage, wann man das Präteritum (Vergangenheit) und wann das Perfekt (vollendete Gegenwart) benutze, habe er nicht verständlich beantworten können.

Natürlich war ich gern bereit, meinen bescheidenen Beitrag zur Integration zu leisten, und ich verdrängte schnell den unziemlichen Gedanken, dass einem Asylbewerber statt mit den Feinheiten der sprachwissenschaftlichen Tempora (Zeiten) mit ein paar praxisnahen deutschen Sätzen mehr geholfen wäre. Doch je genauer ich darüber nachdachte, desto deutlicher wurde, dass ich als Muttersprachler die Zeitformen der Vergangenheit rein intuitiv benutzt hatte. Heißt es „Mehmet hat Deutsch gelernt“ oder „Mehmet lernte Deutsch“?