Hamburg. Ich belächelte den Virologen, der von Berufs wegen ein bisschen Angst verbreitet. Doch er hat eine grausam präzise Prognose gemacht.

Eher zufällig traf ich Professor Drosten. Es war September, jene märchenhaft sonnige Zeit, als Kongresse möglich waren und das Virus fern schien. Drosten sollte einen Preis verliehen bekommen. Ich lungerte hinter der Bühne. Wir tranken ein stilles Wasser, machten ein Selfie. Auf der Bühne erklärte der Nationalvirologe dann seelenruhig, was auf uns zukommt: „Die Zahlen werden deutlich höher gehen“, sagte er. Ich lächelte. Wird schon nicht so wild. „Die größte Herausforderung wird die Kommunikation“, sagte er. Ich dachte: Wir haben’s doch verstanden. Drosten: „Neue Infektionen vor allem im Privatleben.“ Niemals, dachte ich, wir machen doch alle artig AHA. Schließlich fragte Drosten noch nach „dem richtigen Zeitpunkt, wo man bremsen muss“. Ich wusste zunächst gar nicht, was er meinte.

Christian Drosten hat eine grausam präzise Prognose gemacht