Hamburg. Im Laufe der Zeit benötigte die deutsche Flexion immer mehr Hilfen und Wörter. Die Informationen wurden „ausgelagert“.

Was bedeutet Flexion? Die Flexion hat etwas mit dem Biegen und Beugen zu tun. Allerdings wird bei der Flexion kein Blech oder Draht „gebogen“, aber ein Wort verändert. Es wird „gebeugt“, weshalb wir die Flexion auf Deutsch auch „Beugung“ nennen. Das bedeutet nicht, dass wir das betreffende Wort verballhornen, sondern seine Form abwandeln, wobei wir es gezielt mit morphologischen (formenbildenden) Informationen versehen. Es gibt nur wenige Wortarten, die nicht flektierbar sind – etwa Interjektionen (Ausrufe), Partikel (Füllwörter) und Adverbien (Umstandswörter). Die Adverbien „hier, dort“ oder „bald“ zum Beispiel sind unveränderbar.

Alle anderen Wortarten werden bei der Flexion mit Informationen geimpft. Die Wörter, die kasusabhängig sind – also sich mit dem gewählten Fall verändern –, werden dekliniert. Die Form „das Pferd“ zeigt an, dass wir es mit dem Nominativ (1. Fall) im Singular (Einzahl) zu tun haben. Der Artikel „das“ weist darauf hin, dass das grammatische (!) Geschlecht (Genus) neutral ist. Bei der Fügung „[der Sattel] des Pferd-es“ bekommt der Genitiv (2. Fall) die Genitiv-Endung „-es“, doch bei dem Sprung in den Plural (Mehrzahl) lassen sich die beiden Kasus (Fälle) nicht mehr durch die Endung unterscheiden: „die Pferd-e“ (Nominativ Plural), „[die Ställe] der Pferd-e“. Die Kasus-Information muss in den Artikel „das, des, dem, die, der, den“ oder unbestimmt in „ein, eines etc.“ ausgelagert werden.