Hamburg. Selten dürfte eine Regierungsbildung in Hamburg eigenartiger verlaufen sein als der aktuelle Versuch, eine zweite rot-grüne Koalition in Folge zu schmieden. Drei Monate nach der Bürgerschaftswahl steht noch immer kein neues Bündnis, und auch das öffentliche Interesse an Inhalten oder Zeitplan der Verhandlungen scheint bescheiden. Schließlich überlagert die Corona-Krise selbst bei dramatisch zurückgehenden Neuinfektionen noch immer alles.
Dabei wäre in normalen Zeiten das, worauf sich die Verhandlungspartner am Montag geeinigt haben, ein tagelanges Gesprächsthema gewesen: Der Jungfernstieg soll für Autos gesperrt werden; in den Nachbarstraßen sind weitere Einschränkungen im Gespräch; die Busse sollen aus der Mönckebergstraße abgezogen, der Burchardplatz umgebaut werden; in den kleinen Sträßchen in Rathausnähe soll es weitere temporäre Versuche geben, die Autos an Sommertagen zu verbannen und den freien Raum den Fußgängern zu geben.
Busse nerven in der Mönckebergstraße
Nun ist das zwar nicht die von vielen Grünen herbeigesehnte Maximallösung einer komplett autofreien City – aber es ist ein Schritt, der die Innenstadt deutlich verändern wird. Und dieser Schritt ist überfällig, will man die Trostlosigkeit der City nach Ladenschluss oder ihre oft beklagte fehlende Attraktivität tagsüber endlich beenden.
Es macht keinen Spaß, durch die Mönckebergstraße zu schlendern, wenn ein Bus nach dem anderen rollt – gefolgt von Taxis und Autofahrern, die schon jetzt nicht hierher gehören. Auch ist es kein Vergnügen, verkehrsumbrandet auf dem Jungfernstieg zu flanieren – oder auf dem Burchardplatz an der Schnittstelle zwischen Innenstadt und HafenCity, wo man die fantastische Umgebung eines Weltkulturerbes genießen könnte.
Diese Planungsfehler der Vergangenheit wollen SPD und Grüne jetzt angehen – und das ist gut so.
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