Die meisten Wörter haben mehr als eine Bedeutung. Oder: Was Thomas Mann erlaubt ist, ist uns noch lange nicht erlaubt.

Ich hab die jungen Herrschaften auch gleich erkannt, „trotzdem“ es ein bisschen dunkel ist. Aus gegebenem Anlass noch einmal die Frage: Was sagen Sie zu einem solchen Satz? Diese Formulierung stammt von Thomas Mann. Bei Hans Fallada lesen wir: Er lächelt mit, „trotzdem“ er jetzt ängstlich wird – und in der „Neuen Zürcher Zeitung“: „Trotzdem“ ihm die Höhe zu schaffen machte, erstieg er den Montblanc. Hier gilt: Wenn Thomas Mann das schreibt, bekommt er den Literaturnobelpreis; wenn das Abendblatt das schriebe, bekäme es riesigen Ärger mit seinen Lesern.

Uns Normalsterbliche drängt es, den Konzessivsatz, den Umstandssatz der Einräumung, der einen Gegengrund zum bezeichneten Sachverhalt angibt, mit „obwohl“ oder „obgleich“ zu bilden: Obwohl es dunkel wird, macht er sich auf den Weg. Trotzdem – was Thomas Mann zusammengefügt hat, wird der Duden nicht tilgen. Dabei handelt es sich um die sogenannte dichterische Freiheit, die unsere Sprache vervollkommnet, die aber schriftstellerisch weniger Begabte leicht verleiten kann danebenzugreifen.