In seinem Blog „Mein Herz schlägt für Recht und Freiheit“ giftet der grüne Justizsenator Till Steffen gegen die FDP.

Wahlkampf hat etwas von Paartherapie. Da in diesem Lande Alleinherrschaften seit dem Fall der Hamburger SPD 2015 und der CSU 2018 in Bayern nicht mehr vorgesehen sind, bedarf es eines Zweierbündnisses. Deshalb hören die Beobachter ganz genau hin, wer was wann über wen sagt. Gibt es Avancen, Seitensprünge oder Scharmützel? Noch komplexer geworden ist die Machtarithmetik, seit die Wähler bis zu sechs Parteien ins Parlament wählen. Die AfD hat durch ihre bloße Existenz die Republik wackeliger gemacht. Oft müssen Dreierbündnisse zusammenfinden – und auch die reichen in Thüringen nicht mehr.

Die politische Zersplitterung schafft ständig neue Allianzen: Jamaika, die Deutschland-Koalition oder Kenia aus Schwarz-Rot-Grün. In Hamburg waren bis vor Kurzem gleich zwei Dreierbündnisse im Gespräch. Eines darf man nun streichen, falls die FDP überhaupt ins Parlament kommt. Grüne und Liberale haben sich im Nachgang zu Thüringen komplett überworfen. Sie sind ein Fall für Staranwälte, Schlichter oder Scheidungsrichter. Es nutzte der FDP-Kandidatin Anna von Treuenfels wenig, dass sie sich nach der peinlichen Wahl eines 5,0-Prozent-Parteifreundes sofort distanzierte. Offenbar brach sich bei vielen Grünen eine angestaute Aversion gegen die FDP Bahn. Da mögen sich ein paar alte Rechnungen und die liberale Fahnenflucht bei den Jamaika-Gesprächen im Bund mit ehrlicher Empörung über den Sündenfall von Erfurt vermischt haben. Die knallharte Abgrenzung eines Christian Lindner von der AfD hätte man sich vor Erfurt gewünscht.