Ein -chen nimmt die grammatische Weiblichkeit. Rumpelstilzchen ist ein böser Kobold und ansonsten ein Neutrum.

Welches Geschlecht hat eigentlich Rumpelstilzchen? Sie kennen alle diesen bösen Kobold aus dem Märchen, der ein mit seiner Hilfe zur Königin gewordenes Mädchen so lange erpresst, bis es (das Mädchen) ihm (dem Kobold) seinen Namen (des Kobolds) nennen kann. Wer das Märchen nicht im Kopf hat, wird bei dieser Aussage unsicher, denn die Phrase „seinen Namen“ könnte sich auch auf das Mädchen beziehen. Das Rumpelstilzchen ist die Verkleinerungsform (Diminutiv) vom veralteten Hauptwort „Stülz“ (Hinkender). Alle Diminutive auf -chen oder -lein sind in grammatischer Hinsicht Neutra, sind also weder männlich (Maskulina) noch weiblich (Feminina), sondern keines von beiden (lat. neuter), sie sind sächlich, eben Neutra. Allerdings endet auch das Mädchen, eine Verkleinerung zu der Magd, auf -chen und ist demnach ebenfalls ein Neutrum – sprachwissenschaftlich betrachtet.

Die grammatische Kongruenz (Übereinstimmung) erfordert es, dass auch Pronomen (Fürwörter), die sich auf Verkleinerungsformen beziehen, neutral sind. Es heißt: Das Mädchen weinte und trocknete seine (nicht: ihre) Tränen. Es (nicht: sie) flehte Rumpelstilzchen an. Kompliziert wird die Syntax (der Satzbau), weil auch das Rumpelstilzchen ein Neutrum ist. Wenn wir die Namen jeweils durch Fürwörter (pro nomen) aufnehmen, gerat der Kontext durcheinander, und niemand weiß schließlich, ob das Mädchen oder Rumpelstilzchen gemeint ist. Trotzdem muss es erlaubt sein, in einer Sprachkolumne die hochsprachliche Grammatik zu benutzen.