Meinung
Kommentar

Autofrei: Es darf gestritten werden

Insa Gall

Erfahrung im Rathausquartier nicht zu verallgemeinern

Hamburg schaut auf ein kleines Quartier nahe dem Rathaus: Während in Ottensen Autofrei noch in einem sechsmonatigen Versuch erprobt wird, gibt es von der Kleinen Johannis- und der Schauenburgerstraße erste Ergebnisse. Auch wenn die Umfrage nicht repräsentativ ist, weist sie doch die Richtung: Die von Gastronomie und Events belebte Fußgängerzone wurde gut angenommen. Dramatische Umsatzeinbrüche blieben aus. Aus dem Versuch lassen sich einige Ableitungen ziehen.

Fazit 1: Es ist erstaunlich, welch kreative Energie freigesetzt wird, wenn Bürger, Stadtplaner, Händler, Gastronomen und andere Geschäftsleute gemeinsam darüber nachdenken, wie der öffentliche Raum anders zu nutzen ist.

Fazit 2: Im Rathausquartier wurde darauf verzichtet, bei Verstößen hart durchzugreifen. Statt Autos abschleppen zu lassen, suchten die ehrenamtlichen Helfer das Gespräch. Sie waren auch ansonsten sehr präsent, kontrollierten den Einlass, informierten Lieferanten und Anwohner, stimmten Aktionen mit den Beteiligten ab. Offenbar war es dieser große Einsatz, der dafür gesorgt hat, dass Autofrei im Rathausquartier kaum zu Konflikten geführt hat – anders als in Ottensen. Auf Dauer aber ist so ein Einsatz schwer zu leisten.

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Fazit 3: Eine Verkehrszählung hat gezeigt, dass ohnehin deutlich mehr Fußgänger und Radfahrer in diesem Quartier unterwegs sind als Fahrzeuge. Autos aus diesem Viertel weitgehend zu verbannen kann also Sinn machen – anderswo ist es viel problematischer.

Das Thema dürfte den beginnenden Wahlkampf beherrschen: Die Grünen haben ein Konzept vorgelegt, wie sie die Innenstadt weitgehend autofrei gestalten wollen; die SPD ist gegen strikte Verbote. Es darf also gestritten werden. Die Erfahrungen im Rathausquartier sind ein Baustein dieser Debatte.

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