Das heute beginnende Bauforum zu den Magistralen ist eine große Chance für Hamburg

Die Ränder der Stadt stehen seit Jahrzehnten im Schatten der Aufmerksamkeit. Und die Magistralen sind auf die einzige Funktion reduziert, Autofahrer maximal schnell in die Stadt oder das Umland zu bringen. Viele Bebauungen sind allein dem Zufall geschuldet oder Ergebnisse der autogerechten Stadt: Hier finden sich die Autohäuser, Waschanlagen, Tankstellen, aber auch Trampolinhallen, Lagerräume oder Industrie­betriebe. Kurzum: Oftmals regieren das Wellblech und die Tristesse. Vergessen wird, dass im Umfeld dieser Magistralen knapp 140.000 Menschen wohnen. Meist leben hier Hamburger, die keine große Lobby hatten – und die kaum im Interesse der Eliten standen. Während in Szenestadtteilen eine Hinterhofbebauung zum Großthema avanciert und in der Innenstadt einzelne Gebäude ein Maximum an Aufmerksamkeit bekommen, dämmern ganze Magistralen vor sich hin.

Bis jetzt. Mit dem siebten Bauforum, das heute Abend in den Deichtorhallen eröffnet wird, wagt Hamburg einen großen Schritt nach vorn: Oberbaudirektor Franz-Josef Höing will die Ausfallstraßen in den Blick nehmen – das ist eine Ankündigung mit mehreren Botschaften. Wenn da von den „Boulevards von morgen“ und einem „Jahrhundertprojekt“ die Rede ist, mag das großspurig klingen. Es trifft aber den Kern: Zum ersten Mal gibt es eine Blickverschiebung vom Zen­trum an die Ränder – das ist nicht viel weniger als eine kopernikanische Wende im Städtebau.