Es ist äußerst schwierig, manche Formen und Schreibweisen nicht im Abfallcontainer der deutschen Sprache landen zu lassen.

Heute haben wir Restetag. Das bedeutet nicht, dass wir die Fehler und Formen, die wir trotz aller Mühe nicht vor dem Verfall und dem Verschimmeln bewahren konnten, einfach in den Papierkorb oder den Container kippen (was angesichts des Hungers in der Welt schon bei Lebensmitteln eine Versündigung wider die Schöpfung und die knappen Ressourcen wäre), sondern dass wir zum x-ten Mal versuchen, das Ablaufdatum gewisser Regeln noch einmal zu verlängern. Ich mag langsam aus der Zeit altern, aber ich erlaube mir den Wunsch, dass unsere Erde, falls sie wirklich durch Plastikstrohhalme und Kunstrasenplätze gefährdet ist, dann wenigstens mit korrektem Deutsch untergehen sollte.

Bei der täglichen Lektüre im Netz wechseln sich Hoffnung und Enttäuschung ab. Kaum glaubt man, gewisse Schreibweisen und Verballhornungen bundesweit zurückgedrängt zu haben (natürlich nicht ich allein), so haut bild.de oder der ARD-Text wieder die nicht empfohlene oder die schlichtweg falsche Schreibweise in die Schlagzeile, und in den nächsten Tagen verbreitet sie sich metastasenartig in allen deutschen Medien. Ich meine dabei gar nicht einmal Formulierungen, bei denen wir längst die weiße Fahne der Grammatik und Orthografie gehisst haben wie bei „durchgewunken“ statt durchgewinkt, bei „Schrecken“ statt Schreck oder dann, wenn der Leichnam des Opfers überführt statt übergeführt wird. Kopfschüttelnd ist auch zu verfolgen, dass der Hamburger Abschiedsgruß „Tschüs sagen“, der die Kurzform von „adjüüs“ mit langem „ü“ und einem „s“ darstellt, tatsächlich einige Tage lang in Berlin und Frankfurt richtig zu lesen ist, bis das „Tschüss“ dann wieder einschlägt wie ein Rohrkrepierer.