Berlin. Berlins Universitäten waren im Verbund im Exzellenzwettbewerb erfolgreich. Auch die Stadt sollte von Forschungsergebnissen profitieren.

Berlin hat hoch gepokert in dieser neuesten Runde des Exzellenzwettbewerbs der deutschen Hochschulen. Anstatt mehrere Eisen ins Feuer zu legen und darauf zu hoffen, dass eines oder zwei davon die prestigeträchtige Förderung des Bundes für Spitzenforschung bekommen, setzte die Hauptstadt alles auf eine Karte. Mit einem gemeinsamen Antrag der Berlin University Alliance, dem Verbund von Freier, Technischer und Humboldt-Universität sowie der Charité hatte Berlin die Kräfte gebündelt.

Dass dieser Antrag nun bei den Juroren für förderwürdig befunden wurde, belohnt den Mut der Beteiligten, die seit 2015 auf diesen Tag hingearbeitet haben. Dabei geht es weniger um die Fördermillionen als um das mit dem Exzellenz-Status verbundene Image. Ein Scheitern wäre für Berlins ambitionierte Wissenschaftsszene nicht weniger als der Super-Gau gewesen. Denn der nach eigener Wahrnehmung stärkste Wissenschaftsstandort des Landes hätte den Elite-Status von Freier und Humboldt-Universität verloren und müsste sich auf die festgestellte Exzellenz einzelner Forschungscluster und Institute stützen.

Nun ist aber höchstamtlich festgeschrieben, was moderne Wissenschaftler schon lange wissen. Die Zeit der genialen Einzelkämpfer ist vorbei. Komplexe Probleme bedürfen zur Analyse und Erforschung eines Netzwerks von Experten aus verschiedenen Disziplinen, die über die Grenzen ihrer jeweiligen Fachrichtungen hinaus denken können. Es greift eben zu kurz, wenn der Klimawandel nur von Meteorologen in den Blick genommen wird, Jugendkriminalität nur von Juristen oder neue Mobilitätsformen nur von Ingenieuren.

University Alliance noch kaum mehr als ein Versprechen

Wie die Zusammenarbeit der großen Berliner Hochschulen die Wissenschaft verändern und bessere Ergebnisse bringen wird, muss sich in den kommenden Jahren zeigen. Bisher ist die University Alliance kaum mehr als ein Versprechen. Allerdings ein ernst gemeintes. Denn die Zeiten, als sich die Hochschulen gegenseitig argwöhnisch beäugten und Erfolge missgönnten, sind in Berlin tatsächlich vorbei. Die Uni-Präsidenten können auch persönlich gut miteinander. Dass man in Zeiten wachsender Finanzmittel lebt und sich nicht mehr um schrumpfende Ressourcen balgen muss, hat sicher den Mentalitätswechsel in den Präsidialämtern befördert. Hinzu kam die Erkenntnis, dass Berlin als Marke weltweit strahlt und man die im weltweiten Vergleich immer noch nicht üppigen Finanzen lieber zusammenwerfen sollte, als einzeln vor sich hin zu forschen.

Der Regierende Bürgermeister und Wissenschaftssenator Michael Müller (SPD) stand von Anfang an hinter der Verbund-Idee. Vielleicht auch nur deswegen, weil es für ihn leichter war, die gemeinsame Initiative politisch zu flankieren als die konkurrierenden Bewerbungen einzelner Hochschulen. Der Sozialdemokrat bewegt sich immer noch wie ein staunender Laie durch die Wissenschaftslandschaft. Aber Müller hat verstanden, dass die Wissenschaftskraft Berlins wichtigste Zukunftsressource darstellt. Start-up-Boom, Gesundheitswirtschaft oder Kulturangebot: Keines dieser ökonomischen Standbeine Berlins wären ohne diese Basis denkbar. Müller fördert die Wissenschaft um der Wissenschaft willen, weil er überzeugt ist, dass Positives herauskommen wird.

Für Berlins Hochschulen erwächst daraus ein Auftrag. Sie müssen ihre Forschung noch stärker in den Dienst der Stadt stellen. Mit der Politik müssen sie dafür sorgen, dass auch die normalen Bürger in ihrem Alltag von den exzellenten Ergebnissen profitieren. In den besten Krankenhäusern, mit modernsten Verkehrssystemen und in leistungsfähigen Schulen und Ämtern.

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