Nun geht es also los: Auch in Deutschland dürfen bald Elektro-Tretroller benutzt werden. Die kleinen Gefährte haben wenig zu tun mit den Rollern, die manch einer noch aus seiner Kindheit kennen dürfte. Sehr viel getreten wird heutzutage nicht mehr – die Tretroller sind eigentlich Stehroller, die nicht mit Muskelkraft, sondern hauptsächlich mit Strom aus einer Batterie auf Tempo gebracht werden. E-Mobilität: Unter dieses Label fallen diese Roller einer neuen Generation.
Die flinken Gefährte werden bald zu unserem Alltag gehören. Schließlich ist E-Mobilität gerade schwer in Mode. Außerdem liegen die Vorteile auf der Hand. Roller sind relativ leicht, sie können problemlos als Gepäck in Bussen und Bahnen mitgenommen werden. Von Bushaltestellen und Bahnhöfen aus bringen sie uns bequem zum Arbeitsplatz, zu Freunden, zum Einkauf oder ins Kino.
Die Roller bringen gleich für mehrere großstädtische Mobilitätsprobleme eine Lösung. Sollte man wirklich mit dem Auto anreisen, wenn die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass man auf dem Weg dorthin im Stau steht und am Ziel keinen Parkplatz findet? Nein, das ist Unsinn. Der Roller rollt am Stau vorbei und findet immer irgendwo einen Abstellplatz – oder wird mit ins Haus genommen.
Auch das Fahrrad sticht der Roller in bestimmten Situationen aus. Eine Fahrt von Altona nach Poppenbüttel? Wird mit dem Rad zu einer zeitraubenden und – je nach Trainingszustand – schweißtreibenden Angelegenheit. Und in der S-Bahn lässt sich das Rad nur zu bestimmten Zeiten mitnehmen. Für klappbare Roller gilt diese Beschränkung nicht.
Fazit: Der Roller ist in vielen Fällen das bequemere Großstadtgefährt. Da ist es kein Wunder, dass bei einer Umfrage des Vergleichsportals Verivox gut 24 Prozent der Befragten angaben, „wahrscheinlich“ oder „auf jeden Fall“ in den kommenden zwei Jahren einen Elektro-Tretroller kaufen zu wollen.
Die kleinen Zweiräder liegen also offenbar im Trend. Ob sie auch umweltfreundlich sind, ist eine andere Frage. Wird die Batterie stets mit Ökostrom gespeist? Lassen die Nutzer ihr Auto stehen, werden also weniger Abgase in die Luft geblasen? Vom Verhalten der Rollerfahrer wird abhängen, ob die Ökobilanz positiv oder negativ ist.
Und was ist mit den gesundheitlichen Aspekten? Es wäre wenig gewonnen, wenn diejenigen, die derzeit wenigstens noch ein paar Wege zu Fuß zurücklegen, in Zukunft nur noch bewegungslos auf dem Roller stehen.
Das neue Fortbewegungsmittel hat also durchaus seine Schattenseiten. Dazu gehört auch die Tatsache, dass die Roller Platz brauchen, der noch nicht vorhanden ist. „Die Radwege müssen breiter werden“, hat der Grünen-Fraktionschef Anjes Tjarks neulich in der Bürgerschaft eingestanden. Dann man los, ist man geneigt zu sagen.
Zu den Schattenseiten gehört auch, dass ein Wildwuchs bei den Verleihdiensten droht. Firmen wie Bird, Lime Voi und andere wittern in Deutschland einen Riesenmarkt. Sie werden alles tun, um die Konkurrenz auszustechen und zum Marktführer zu werden. In Paris kann man beobachten, wozu das führt. 20.000 Leihroller stehen dort auf den Straßen und Wegen. Fachleute gehen davon aus, dass die Zahl bald auf 40.000 steigen wird.
Eine „Vermüllung“ der Städte mit Leihrollern lässt sich nur vermeiden, wenn die Verleihdienste an die Kandare genommen werden können. Doch momentan gibt es in Deutschland dafür keine rechtliche Handhabe. Kommunen sind auf freiwillige Vereinbarungen angewiesen. Da muss der Gesetzgeber ganz schnell nachbessern.
Mehr Artikel aus dieser Rubrik gibt's hier: Meinung