Die Schiffsblockade in Kiel zeigt das Dilemma der Klimaschützer.

Natürlich hat es eine gewisse Ironie: Erst vor wenigen Wochen ruft Kiel den „Klimanotstand“ aus – da sorgen Umweltaktivisten für einen Polizeieinsatz, weil sie einen Kreuzfahrtriesen für Stunden im Hafen festgesetzt haben. Tatsächlich ist die Aktion ein berechtigter Hinweis darauf, wie Haltung und Handeln bei ökologischen Fragen in Hafenstädten wie Kiel und Hamburg zuweilen auseinanderfallen. Er zeigt aber auch ein Dilemma bei dem hehren Ziel, für das Klima einzutreten.

Denn die spektakuläre Aktion entpuppte sich schon am nächsten Morgen als Pyrrhussieg. Ein Kreuzfahrtschiff stößt nicht viel weniger Schwefel- und Stickoxide in die Luft aus, nur weil es gerade nicht fährt. Mehr noch: Um die Verspätung wieder auszugleichen, eilte die „Zuiderdam“ mit voller Maschinenlast und voller Umweltschädigung im Anschluss nach Kopenhagen. Im Ergebnis hat die Aktion dem Klima also unmittelbar geschadet. Die Rechnung für den zusätzlichen Treibstoff könnte die Kreuzfahrtreederei den Aktivisten noch in einem Zivilprozess präsentieren.